Wundersame Brotvermehrung als Gruppenspiel mit Zwischenrufen

Qualitätsmerkmale:

✅️ Freiwilligkeit

Die Handlungsanregungen sind sprachlich eindeutig als freiwillig gekennzeichnet.

✅️ Haltung

Der Einsatz des Materials fördert eine Haltung der Wertschätzung und des Respekts gegenüber anderen Menschen und der Welt.

✅️ Ermutigung

Es wird erkennbar eine angstfreie Begegnungs- und Lernsituation angestrebt.

✅️ Anregen zum Fragen

Durch den Einsatz des Materials und die beschriebenen Aktivitäten werden Gelegenheiten und Freiräume eröffnet, (religiöse) Fragen zu formulieren und individuelle sowie geteilte Antwortversuche zu erproben.

  Stärkung

Der Einsatz des Materials fördert eine individuelle Stärkung der Kinder.

  Selbstbildung

Die im Material beschriebenen Aktivitäten und Prozesse fördern das aktive Lernen bzw. eine aktive (Selbst-)Bildung.

  Vielfaltsbewusstsein

Der Einsatz des Materials fördert den Umgang mit unterschiedlichen Wertesystemen, Weltanschauungen oder Familienreligionen.

✅️ Religiöse und kulturelle Orientierung

Der Einsatz des Materials fördert eine Orientierung in der christlichen (Symbole, Zeiten, Feste, Lebenssituationen) Prägung der Kultur.

✅️ Regionaler Bezug

In den Ausführungen wird ein Bezug zum (regionalen) Orientierungsplan/Bildungsplan hergestellt.

✅️ OER

Das Material erfüllt OER-Standards.

Kurzbeschreibung

Die Geschichte von der Speisung der 5000 wird als gemeinsames Spiel mit Zwischenrufen erzählt.

Anleitung

Erzählung als Gruppenspiel mit Zwischenrufen

Die Methode

Die Gruppe (z.B. Gottesdienstbesucher*innen bei einem Familiengottesdienst oder Kita-Kinder, die an einem religionspädagogischen Angebot teilnehmen) werden in mehrere Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat bei der Erzählung, welche der Erzähler / die Erzählerin vorträgt, auf ein bestimmtes Stichwort zu lauschen. Wenn dieses Stichwort kommt, sagt die Gruppe etwas Bestimmtes und macht auch eine spielende Geste dazu. Z.B.:

  • Gruppe 1 sagt immer, wenn das Wort „Ninive“ vorkommt: „alles verkehrt!“ und schüttelt verwundert den Kopf.
  • Gruppe 2 sagt immer, wenn das Wort „Meer“ vorkommt „groß und weit“ und hält sich die Hand über die Augen, so als ob sie in die Weite schauen.
  • Gruppe 3 sagt immer, wenn das Wort „Walfisch“ vorkommt: „Aaaah“ und tut mit beiden Armen so als ob sie ein Maul wären, das auf und zuklappt. usw.

Diese „Rollen“ werden vorher verteilt und dann die Geschichte erzählt. Die Geschichte ist so vorbereitet, dass die Rollen gut verteilt darin vorkommen.

Durch die Zwischenrufe und Aktionen werden bestimmte Teile der Geschichte besonders betont. Darin liegt auch eine Verantwortung. Ich muss mir als Erzähler*in überlegen, was besonders betont werden soll, welche Erfahrungen und Ideen ich verstärken will. Das kann unterschiedliche Effekte haben.

Manchmal ist eine so gemeinsam gespielte Geschichte schlicht lustig und macht Spaß. Manchmal gelingt es etwas besonders zu betonen, ihm einen weiteren tieferen Sinn zu geben, oder auch ein Wort und eine Geste zu finden, die eine Bedeutung der Geschichte weiter vertieft.

Für welches Alter?

Vom Alter her, kann man dieses Spiel mit 3-6jährigen gut spielen. Es liegt bei der erzählenden Person, wie lang und kompliziert sie die Geschichte macht und wie viele Gruppen es gibt (man kann in der Krippe mit 2 Gruppen starten). In gemischten Gruppen machen auch Jüngere gerne mit und orientieren sich an den anderen in ihrer Gruppe, was sie wann machen und sagen. Erwachsene und Jugendliche sind manchmal etwas skeptisch am Anfang. Wenn man sie zum Spielen einlädt und selbst locker bleibt, dann schaffen sie es auch.

Je mehr Menschen mitmachen, um so lustiger wird’s. Man kann mit dieser Methode auch eine ganze Kirche voller Menschen an einer Erzählung beteiligen.

Anmoderation

Heute spielen wir die Geschichte zusammen, während ich sie erzähle. Dafür brauchen wir 4 Gruppen.

Die 1te Gruppe seid ihr:  Immer wenn das Wort Brot oder Brote vorkommt, ruft ihr: “Hunger!” – und haltet bittend die Hand hin.

Die 2te Gruppe: Immer, wenn das Wort „Fische“ vorkommt, sagt ihr: „lecker!“ reibt euch den Bauch.

3te Gruppe: Immer wenn das Wort „Jesus“ vorkommt, sagt ihr: „Erzähl von Gott!“ und haltet die Hand ans Ohr.

4te Gruppe: Immer wenn das Wort „Dankte“ oder „Danke“ vorkommt sagt ihr: „Wie gut!“

Vorgehensweise

Jetzt geht die Geschichte los.

Jesus Erzähl von Gott!    war mit seinen Jüngern am See. Viele, viele Menschen waren ihnen gefolgt, um Jesus         Erzähl von Gott! zuzuhören. Doch es wurde spät und die Jünger sagten: „Die Menschen haben nicht genug Brot Hunger!       dabei. Jesus           Erzähl von Gott!    schick sie weg, damit sie sich in den Dörfern Brot Hunger!       kaufen können.“

Das wollte Jesus     Erzähl von Gott!    aber nicht.

Da sagte einer der Jünger, der Andreas: „Hier ist ein kleiner Junge. Der hat 5 Brote      Hunger!       und 2 Fische           lecker!         Aber was ist das schon.“

Jesus Erzähl von Gott!    aber sagte zu dem Jungen: „DANKE!           wie gut!“      und nahm von ihm die Brote        Hunger!       Und die Fische       lecker!        

Dann betete Jesus: „Danke!        wie gut!       für diese Gaben, Gott!“

Dann gaben die Jünger alles weiter. Die Menschen teilten das Brot    Hunger!       und die Fische,       lecker!        

Als alle satt waren, sagte Jesus Erzähl von Gott!    zu den Jüngern: Sammelt die Reste ein. Und die Jünger sammelten die Brocken ein. Als sie fertig waren, waren viele Körbe voll.

Und alle waren richtig satt. Und die Menschen lobten Gott und dankten        wie gut!

Aber Jesus   Erzähl von Gott!    stieg mit seinen Jüngern in ein Boot und fuhr davon.

Vorbereitung

Was wir dafür brauchen:

Eine vorbereitete Erzählung, in der ausgesuchte Stichworte oft vorkommen und sich spielen lassen.

Lust zum Spielen

Religionspäd. Überlegungen

Partizipative Momente in diesem Erzählspiel

Die Kinder sind an der Geschichte selbst beteiligt, dadurch, dass sie eine Rolle in der Geschichte übernehmen.

Wenn man die Methode das erste Mal in der Kita mit Kindern ausprobiert, macht es Sinn, etwas vorzugeben. Damit alle es ausprobieren können und das Prinzip verstehbar wird. Wobei natürlich Kinder auch die Rolle wechseln können, wenn sie etwas Bestimmtes nicht sagen, oder tun wollen. Es ist alles freiwillig!

Wenn die Kinder schon Erfahrung mit der Methode haben und eine Geschichte erzählt wird, die sie kennen, kann man auch mit ihnen zusammen entwickeln, was die Untergruppen auf ihr Stichwort sagen und tun.

Kinderfahrung

Was die Geschichte mit dem Leben der Kinder zu tun hat.

Viele Kinder genießen es, etwas für die ganze Gruppe mitzubringen (z.B. beim Geburtstag) und es zu teilen, mit anderen Kindern. Teilen ist für die Kinder geradezu eine wichtige tägliche Handlung: Nicht nur, damit alle satt werden. Auch Bauklötze, Fahrzeuge, Verkleidungen, Material wird geteilt. Viele Kinder teilen gerne und finden es interessant kennen zu lernen, was andere, die auch teilen, zu bieten haben.

Ich nehme deshalb den Jungen in die Erzählung auf, der seine Brote und Fische teilt, auch wenn er nur im Johannesevangelium erwähnt wird.

Kinder kennen auch das Gefühl „Hunger“ – im Sinne von: Ich spüre, mein Körper signalisiert mir, ich möchte etwas essen. Sie sagen gegen Mittag auch: Ich habe Hunger! Oder singen „Wir haben Hunger, Hunger, Hunger“ vor dem Mittagessen. In der Kita gibt es im Falle einer akuten Hunger-Attacke in der Küche immer ein Stück Brot. Unsere Küchenkraft sagt: „Mit Brot kann man Hunger stillen. Aber zu einem richtig schönen Essen gehört noch was Leckeres dazu!“ Das nehme ich in der Erzählung auf.

Der Dank in der Geschichte ist für mich ein spannender Moment. In den Evangelien dankt Jesus Gott, bevor er das Essen verteilt. In der Kita beten wir in der Regel ein Dankgebet vor dem Essen, sagen aber auch unserer Küchenkraft danke. Beides zu tun, ist für uns ein kleines Element von einer umfassenderen Grundhaltung, die wie der hessische Bildungsplan sagt: „von Wertschätzung und Respekt vor anderen Menschen sowie von Achtung gegenüber der Natur und der Schöpfung geprägt ist. Im Besonderen umfasst dies folgende Bereiche: (…) Das Leben nicht nur als Selbstverständlichkeit hinnehmen, sondern als Geschenk erleben (und) Eine Grundhaltung des Staunens, Dankens und Bittens entwickeln und dafür Ausdrucksformen entdecken und erlernen.“ (HBEP S. 80) Das möchte ich mit den Zwischenrufen zu Danke – „Wie gut!“ in der Erzählung unterstreichen. Auch dadurch, dass mehr Dank vorkommt, als in den knappen Geschichten der Evangelien.

Worte die in der Geschichte automatisch oft vorkommen sind: Jesus, Jünger, Menschen. Von diesen drei Rollen möchte ich einen Focus auf Jesus legen. Warum gehen die Menschen Jesus hinterher? Im Matthäus-Evangelium heilt Jesus die Kranken – das ist zwar wunderbar, würde aber evtl. zu Fragen der Kinder führen (Warum macht Gott nicht auch meine Oma wieder gesund?), die bei dem was ich erzählen will, ablenkend sind.

Was Jesus in vielen Geschichten tut, ist, von Gott zu erzählen. Im Markusevangelium ist das genau, was Jesus tut, als die Menschen ihm hinterherkommen. Ich lasse in meiner Erzählung, wenn Jesus genannt wird, die Menschen und Jünger sagen: „Erzähl von Gott!“

Rückblick

Wie es mit der Geschichte weiter ging…

Viele Kinder wollten im Anschluss wissen, wie der kleine Junge, der die Brote und die Fische hatte, heißt. Ein Kind meinte: „Das war doch der Andreas.“ – Andere Kinder hatten verstanden: „Das war nur der Jünger, der das dem Jesus gesagt hat.“ Die Kinder haben dann beschlossen, dass der Junge ja auch Andreas geheißen haben könnte.

Ein Junge hatte die Idee, man könnte die Geschichte auch noch einmal spielen und eine Gruppe machen mit: Teilen / teilte / Teile, die „Brotbrechen und austeilen“ Bewegungen macht und sagt: „es reicht für alle!“.

Das haben wir dann am nächsten Tag ausprobiert, wobei in der Geschichte sich einiges verändert hat:

Das Stichwort Brot – Hunger! Wurde aufgelöst- Diese Gruppe sagte stattdessen: Teilen / teilte / Teile – „es reicht für alle!“

Jesus „erzähl von Gott!“ will erst mit seinen Jüngern allein sein. Die Menschen folgen ihm und sagen: Teile „es reicht für alle!“ deine Geschichten doch auch mit uns!

Andreas sagt: Hier ist ein Junge. Der Junge sagt: Ich heiße auch Andreas. Ich will fünf Brote und zwei Fische mit allen teilen „es reicht für alle!“

Jesus „Erzähl von Gott!“ teilte „es reicht für alle!“ das Brot und die Fische und sagte: Gott: Danke! – „wie gut!“.

Die Menschen teilen alles „es reicht für alle!“ und am Ende sind viele Teile „es reicht für alle!“ von Brot und Fisch übrig und dann werden die Teile „es reicht für alle!“ in Körbe gesammelt.

Das war auch eine sehr gute Variante. Die haben wir dann auch in einem Gottesdienst mit den Eltern so genutzt.

Das Prinzip von Stichwort und einer bestimmten Antwort hält sich eine Weile. z.B. das: Brot – Hunger! Bringen die Kinder an, wann immer das Wort Brot im Alltag vorkommt. Auch das Jesus – „Erzähl von Gott!“, bringen einige Kinder noch ein paarmal bei anderen biblischen Geschichten, die anders erzählt werden, ein.

Mir ist wichtig, es wahrzunehmen und stehen zu lassen. Es nicht besonders zu ermutigen, aber auch nicht abzuwerten. Es ist ein Ausdruck dafür, dass es den Kindern Spaß gemacht hat, aber auch ein Sinn darin entdeckt wurde. Sie probieren aus, ob es auch in anderen Situationen passt. Jesus – „Erzähl von Gott!“, ergibt auch bei den meisten anderen Geschichten Sinn.

Die Methode wurde auf Wunsch der Kinder auch von einer Kollegin aufgegriffen und mit einer nichtbiblischen Bilderbuchgeschichte umgesetzt.

Quellennachweise

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