Hört Ihr’s läuten? Glocken – nicht nur zu Ostern
Kurzbeschreibung
Glocken sind für Kinder ein spannendes Medium und religionspädagogisch vielfältig einsetzbar. Hier gibt es neben Hintergrund-Infos zu Glocken viele Ideen, um sie in der Kita zu nutzen.
Medium
Glocken sind eigentlich immer spannend. Vielleicht liegt die Kita im Hörbereich von Kirchenglocken und nimmt das Mittagsläuten wahr. Vielleicht gibt es in der Kita eine kleine Glocke im Gruppenraum, die zu bestimmten Aktionen geläutet wird. Eng verbunden sind die Glocken mit dem Feiern von Gottesdiensten. Besonders im Blick sind sie zu kirchlichen Festen wie Ostern oder Weihnachten. Dann werden sie oft auch in Liedern besungen.
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Vorgehensweise
Einladung und Einfinden zum Gedanken- und Ideenaustausch
(Material: Glocke, rundes Tuch, Kärtchen, Stifte)
Eine Glocke wird geläutet und lädt mit ihrem Klang alle interessierten Kinder zu einem Gedanken- und Ideenaustausch ein.
Zum Einfinden ins Thema „Glocken“ kann hilfreich sein:
- Eine kleine Kiste, in der eine Glocke versteckt ist, wird im Kreis herumgegeben. Jedes Kind überlegt für sich still, was sich in der Kiste verstecken könnte. Wenn alle die Kiste in der Hand gehabt und sich ihre eigenen Gedanken gemacht haben, tauschen sich alle über ihre Ideen aus. Dann erst wird die Kiste geöffnet und die Glocke herausgenommen.
Noch einmal macht sie die Runde durch den Kreis der Kinder. Jetzt darf sie geläutet werden. Alle achten dabei darauf, wie viele unterschiedlichen Läutearten (laut, leise, fröhlich, ruhig…) es dabei geben kann.
- Eine Glocke wird von Kind zu Kind weitergegeben. Aufgabe dabei: So vorsichtig weitergeben, dass dabei möglichst kein Ton erklingt (oder nur ein ganz leiser).
- Eine Glocke wird von Kind zu Kind weitergegeben. Jedes Kind darf die Glocke läuten. Aufgabe dabei: so läuten, dass die Glocke bei dem Kind einmal mehr schlägt.
- Mit einem Xylophon oder mit Bassstäben herausfinden, welchen Ton die Glocke läutet.
Die Glocke auf ein rundes Tuch in der Mitte abstellen.
Mögliche Fragestellungen für Gedanken- und Ideenaustausch
- Wozu braucht man denn eine solche Glocke? Wozu ist eine Glocke gut? Daran anschließen könnte sich: spielerisches Erproben von Glockenfunktionen (siehe Bausteine).
- Wo gibt es Glocken? Daran anschließen könnte sich: Exkursionen zu Glocken (siehe Bausteine).
- Wie entstehen Glocken? Wie werden sie gemacht? Daran anschließen könnte sich: das Herstellen von eigenen Glocken (siehe Bausteine).
Die Kinder tauschen sich aus, malen ihre Ergebnisse auf Kärtchen (oder lassen sie aufschreiben) und legen sie um die Glocke herum, vereinbaren ggf. weitere Fragestellungen bzw. Aktionen. Als Dokumentation entsteht daraus ein Foto oder ein Plakat.
Bausteine
Glocken hatten und haben ganz unterschiedliche Funktionen. Alle lassen sich spielerisch erproben. Hier ein paar Vorschläge:
Spielerisches Erproben von Glockenfunktionen
Glocken hatten und haben ganz unterschiedliche Funktionen. Alle lassen sich spielerisch erproben. Hier ein paar Vorschläge:
- Eine Glocke ruft zusammen:
Ein Kind nimmt die Glocke an sich. Es hält den Klöppel fest, damit sie nicht klingt. Alle laufen durcheinander. Wenn das Kind die Glocke läutet, kommen alle Kinder bei ihm zusammen. Alle singen einen Vers eines Glockenliedes. Dann nimmt ein anderes Kind die Glocke an sich und das Spiel beginnt erneut.
- Eine Glocke weist den Weg:
Ein Kind bekommt die Glocke und darf sich mit ihr verstecken. Durch kurzes, leises, wiederholtes Läuten der Glocke macht es auf sich aufmerksam und hilft den andern Kindern es zu finden.
Alternative: Ein Kind schließt die Augen und lässt sich durch den Klang der Glocke durch den Raum/einen Parcour geleiten.
- Eine Glocke unterbricht den Alltag:
Ein Kind bekommt die Glocke. Alle Kinder spielen, klettern, malen… . Wenn die Glocke geläutet wird, halten alle in ihrem Tun inne. Wenn die Glocke ein zweites Mal läutet, setzen alle ihr Tun weiter fort.
- Eine Glocke ruft zum Gebet:
Eine Zeit vereinbaren, z. B. 12 Uhr, in der alle in der Einrichtung / in der Gruppe ihr Tun unterbrechen und miteinander beten. Wenn die Glocke der Kirchengemeinde in der Kita zu hören ist, kann man sich dieser Zeit anschließen und das Geläut der Kirchenglocke mit einer eigenen Glocke verstärken.
- Eine Glocke verrät die Zeit:
Eine Uhr wird aufgemalt. Einen Tag lang wird darauf geachtet, wann die Glocke schlägt oder läutet. Diese Zeiten werden auf der Uhr vermerkt. Für das Schlagen (Uhrzeit) und das Läuten unterschiedliche Symbole verwenden. Ggf. den Zeitraum von einem Tag auf eine Woche oder länger erweitern.
- Eine Glocke warnt:
Heutzutage werden Glocken kaum noch zur Warnung genutzt. Diese Funktion übernehmen Sirenen oder digitale Medien.
Auch möglich: In einer Kita wurde eine Glocke zur Feuerglocke ernannt, die bei Feueralarm-Übungen eingesetzt wird.
Fast alle christlichen Kirchen haben Kirchenglocken. Hier ein paar Ideen für einen Glockenbesuch im Kirchturm.
Exkursionen zu Glocken:
Fast alle christlichen Kirchen haben Kirchenglocken. Hier ein paar Ideen für einen Glockenbesuch im Kirchturm.
Ein Besuch bei den Glocken im Kirchturm ist für Kinder sehr spannend und wird ihnen noch lange im Gedächtnis bleiben.
Am besten nehmen Sie bereits bei der Planung Kontakt zum entsprechenden Pfarramt auf. Dort können Sie erfahren, ob der Kirchturm überhaupt begehbar ist. Überzeugen Sie sich, dass die Sicherheit der Kinder beim Aufstieg im Turm gewährleistet ist. Dazu gehört auch, dass der Hauptschalter für die Glocken zur Zeit des Besuches ausgeschaltet ist.
Material: kleiner Holz- oder Gummihammer, kleine Glocke, die eigene Glockenzier auf Papier und Malerkreppband
Wenn Sie mit den Kindern in der Glockenstube angekommen sind, können Sie folgendes ausprobieren:
- Glocken mit kleinem Hammer anschlagen – manchmal ist es auch möglich, den Klöppel händisch in Schwingung zu versetzen.
Welche Glocke hat den tiefsten / höchsten Klang? Wie klingen sie zusammen?
- Beeindruckend ist es, die Vibration einer Glocke zu spüren. Dazu wenn möglich, beim Anschlagen die Hand auf den
Glockenrand legen.
- Die kleine Glocke aus der Kita mitnehmen – die Töne der großen Kirchenglocken mit der der kleinen Glocke vergleichen
- Ein Glockenlied singen
- Die Inschriften und Bilder (Glockenzier) der Glocken entziffern: Die Glockenzier ist mehr als nur eine Verzierung der Glocken. In der Regel gibt sie Auskunft über die Gießer bzw. den Auftraggeber und das Gußjahr. Vor allem informiert sie über die Funktion der Glocke. Sie macht die hörbare Botschaft der Glocke auch sichtbar.
- Eigene Glockenzier anbringen. Am besten überlegen die Kinder schon in der Kita, welche Botschaft eine Glocke aus ihrer Sicht in das Land / die Stadt rufen soll. Diese Botschaft(en) können dann auf großes Papier aufgemalt/-schrieben werden. Diese selbst gestaltete Glockenzier kann mit Malerkreppband an einer Kirchenglocke angebracht werden. Jetzt die Botschaft nennen und die Glocke anschlagen – so kommt die neue Botschaft zum Klingen.
- Haben die Glocken einen Namen? Gibt es zu ihnen eine Geschichte?
Draußen vor dem Kirchturm: den Klang der Glocken als Audiodatei aufnehmen und in der Kita wieder abspielen.
Übrigens: in katholischen Kirchen finden sich auch im Kirchenraum Glocken: die Sakristei-Glocke und die Altarschellen. Die Sakristei-Glocke wird bei der Einzugsprozession der am Gottesdienst Beteiligten angeschlagen. Sie kündigt den Beginn der liturgischen Feier an. Beim Ertönen der Glocke erhebt sich die Gottesdienstgemeinde und die Orgel beginnt mit dem Eingangsstück. Altarschellen sind mehrere kleinere Glocken, die unterschiedliche Töne haben und miteinander verbunden sind. Sie erklingen bei der Wandlung. Oft sind sie an den Stufen zum Altar abgestellt und dort zu sehen.
Die eigene Kirchenglocken auf die digitale Plattform createsoundscape einstellen.
www.createsoundscape.de
Die eigene Kirchenglocken auf die digitale Plattform createsoundscape einstellen.
Auf Die klingende Glockenlandkarte zum Mitmachen (createsoundscape.de)soll eine Glockenklang-Landschaft entstehen, die alle Kirchenglocken mit ihrem Geläute hörbar macht. Gruppen und Einzelpersonen aus Kirchengemeinden sind eingeladen, sich zu beteiligen und Daten der eigenen Glocken dort einstellen zu lassen. Auch eine Kita kann sich hier in Absprache mit der Kirchengemeinde beteiligen. Aber vielleicht sind Ihre Kirchenglocken dort bereits eingestellt und Sie können sie über die Audiodatei auch in der Kita läuten lassen.
für Freispiel aufhängen.
Eine Glocke im Außenspielbereich
für Freispiel aufhängen.
Diese Glocke kann z.B. an einem Spielhäuschen oder Klettergerüst angebracht werden. So kann sie sich im Freispiel zur Kirchenglocke, Schiffsglocke und vielem mehr verwandeln.
Eine Läuteordnung legt fest, wann, wie lange und wofür welche Glocke läutet.
Eine Läuteordnung vereinbaren
Eine Läuteordnung legt fest, wann, wie lange und wofür welche Glocke läutet.
Jede Kirchengemeinde, die Glocken läutet, braucht eine Läuteordnung. Diese legt das Glockengeläut einer Kirche fest. Sie beschreibt welche Kirchenglocken zu welchem Anlass und wie lange erklingen. Das kann das Läuten einer einzelnen Glocke sein, oder eine Kombination von unterschiedlichen Glocken. Jede Kirchengemeinde beschließt die Läuteordnung selbst. Dazu kann sie einen Glockensachverständigen oder -beauftragten hinzuziehen.
Vielleicht probieren Sie mit den Kindern auch einmal aus, wie eine solche Läuteordnung in der Kita aussehen könnte. Und wenn Sie dazu eine sachverständige Person brauchen sollten, unterstützt Sie hier sicher gerne jemand aus der Kirchengemeinde. Für eine Läuteordnung sind folgende Fragen wichtig:
- Wie viele Glocken stehen zur Verfügung?
- Zu welchem Zweck soll geläutet werden? Mit welcher Glocke?
- Wann?
- Wie lange?
- Wer läutet / ist dafür verantwortlich?
- Für welchen Zeitraum soll die Läuteordnung gelten?
Wie macht die große Glocke?
Kniereiter (u3)
Wie macht die große Glocke?
Besonders Kinder im Krippenalter lieben Kniereiter. Hier ist ein mündlich überlieferter zum Thema Glocken:
“Wie macht die große Glocke?” (Das Kind auf den Knien langsam nach rechts und links schaukeln.)
„Ding-dong-ding-dong-ding-dong“ (mit tiefer Stimme langsam sprechen)
“Wie macht die mittlere Glocke?” (Das Kind auf den Knien etwas schneller nach rechts und links schaukeln.)
„Dingding-dong-dingding-dong-dingding-dong“ (mit „normaler“ Stimme sprechen)
“Wie macht die kleine Glocke?” (Das Kind auf den Knien etwas schneller nach rechts und links schaukeln.)
„Ding – ding – ding – ding – ding – ding“ (mit heller Stimme schnell sprechen)
Hier drei Links zu Glockenguß-Informationen:
Wie entstehen Glocken?
Hier drei Links zu Glockenguß-Informationen:
Beschreibung und Bilder aus der Glockengießerei Bachert: http://www.bachert-glocken.de/assets/rgn-04-2017-58-63-glockengie%c3%9fer-000.pdf
Die Maus Spezial – Glockengießen: https://www.veoh.com/watch/v87799792hd8EKyC7
So entstehen Glockenklöppel (Bibliothek der Sachgeschichten):
Glocken können auf ganz unterschiedliche Weise hergestellt werden. Hier ein paar Beispiele:
Glocken selbst herstellen
Glocken können auf ganz unterschiedliche Weise hergestellt werden. Hier ein paar Beispiele:
- Aus einem Tontopf/Blumentopf (Perle als Klöppel)
- Selbst töpfern
- Aus Fahrradklingeldeckeln oder Konservendosen/Blechdosen
- Sehr lecker: Glocken-Plätzchen backen (Glocken-Ausstechform und Mürbeteig)
zu Glocken ganz allgemein
Hintergrundinformationen
zu Glocken ganz allgemein
Glocken gehören zu den ältesten Musikinstrumenten. Es gibt sie in verschiedenen Größen. Oft sind sie kunstvoll verziert. Besonders große Glocken hängen in Kirchtürmen.
Fast alle christlichen Kirchen haben Kirchenglocken. Dort läuten sie zu bestimmten Zeiten. An vielen Orten läuten sie am Samstagabend den Sonntag ein und laden die Menschen zum Gottesdienst ein.
Auch im Gottesdienst erklingen die Glocken, z.B. beim Vater-Unser-Gebet.
In katholischen Gottesdiensten läuten die MinistrantInnen besondere Glocken. Sie heißen Altarschellen. Das sind verschiedene Glocken, die unterschiedliche Töne haben. Sie erklingen während der Eucharistiefeier.
Früher waren die Glocken auch wichtig bei der Verbreitung von Nachrichten. Brannte ein Haus, läutete in manchen Gegenden die Feuerglocke. So wurden die Menschen gewarnt und Hilfe herbeigerufen.
Auch wenn jemand gestorben ist, läuteten in vielen Gemeinden spezielle Glocken.
Außerdem dienten die Glocken als Uhren. Das war wichtig in einer Zeit, in der es noch keine Armbanduhren und Handys gab. Die Glocken läuteten regelmäßig und ordneten den Tag. Wenn es etwa zur Mittagszeit läutete, kamen die Bauern von den Feldern zum Mittagessen nach Hause.
Eine wichtige, öffentliche Bekanntmachung wurde früher mit einer Schelle oder auch dem Läuten der Kirchenglocken angekündigt.
Weltweit wurden Glocken schon seit 5000 Jahren aus Metall gegossen. Je nachdem wie groß und wie dick sie sind, klingen sie ganz unterschiedlich.
Vorbereitung
Eine Kiste mit unterschiedlichen Glocken zusammenstellen:
Diese Sammlung wird Kinder inspirieren, sich mit dem Thema zu beschäftigen. In die Kiste können Handglocken, Kuhglocken, Krallenglocken, Schellen…
Religionspäd. Überlegungen
Glocken sind eng mit der christlichen Religion verbunden. Ihre unterschiedlichen Funktionen haben immer etwas mit dem Glauben zu tun. So rufen sie Menschen zum Gottesdienst und zum Gebet zusammen. Mit ihrem Stundenschlag rhythmisieren sie den Tag. Sie unterbrechen den Alltag und läuten die Feiertage ein. Sie begleiten Übergangsrituale und -feiern, oft in Form von Gottesdiensten (Taufe, Schulanfang…). Früher haben sie auch die Gemeinschaft geschützt, in dem sie vor Gefahren warnten. Wer beim Wandern in der Ferne eine Glocke hört, weiß sich (auch ohne es zu sehen) in der Nähe von Zivilisation. So können Glocken zur Orientierung dienen – sowohl geistlich als auch geographisch.
Übrigens spielen Glocken nicht nur im Christentum eine Rolle. Sie sind auch in anderen Religionen verankert.
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Quellennachweise
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Foto Glocken von Susanne Betz