Erzählung, Jesus findet Freunde

Schlagworte

Freundschaft, Jesus

Qualitätsmerkmale:

  Freiwilligkeit

Die Handlungsanregungen sind sprachlich eindeutig als freiwillig gekennzeichnet.

✅️ Haltung

Der Einsatz des Materials fördert eine Haltung der Wertschätzung und des Respekts gegenüber anderen Menschen und der Welt.

✅️ Ermutigung

Es wird erkennbar eine angstfreie Begegnungs- und Lernsituation angestrebt.

✅️ Anregen zum Fragen

Durch den Einsatz des Materials und die beschriebenen Aktivitäten werden Gelegenheiten und Freiräume eröffnet, (religiöse) Fragen zu formulieren und individuelle sowie geteilte Antwortversuche zu erproben.

✅️ Stärkung

Der Einsatz des Materials fördert eine individuelle Stärkung der Kinder.

✅️ Selbstbildung

Die im Material beschriebenen Aktivitäten und Prozesse fördern das aktive Lernen bzw. eine aktive (Selbst-)Bildung.

  Vielfaltsbewusstsein

Der Einsatz des Materials fördert den Umgang mit unterschiedlichen Wertesystemen, Weltanschauungen oder Familienreligionen.

✅️ Religiöse und kulturelle Orientierung

Der Einsatz des Materials fördert eine Orientierung in der christlichen (Symbole, Zeiten, Feste, Lebenssituationen) Prägung der Kultur.

  Regionaler Bezug

In den Ausführungen wird ein Bezug zum (regionalen) Orientierungsplan/Bildungsplan hergestellt.

✅️ OER

Das Material erfüllt OER-Standards.

Kurzbeschreibung

Es wird erzählt, wie Jesus Freunde findet.

Die Erzählung

Biblischer Bezug der Erzählung:

Die biblischen Texte im Hintergrund der Erzählung stehen im Markusevangelium: Markus 1, 16-20, „die Berufung der ersten Jünger“ und Markus 2, 13-17 „die Berufung des Levi“. Die biblischen Texte sind kurz und knapp. In meiner Erzählung schmücke ich sie aus.

Was habe ich verändert?

Die Art, wie Kinder sich an eine neue Freundschaft annähern, indem sie sich mit Namen vorstellen und fragen: „Willst du mein Freund sein?“ nehme ich in die Geschichte auf.

Details, die weiterer Erklärung bedürfen, lasse ich weg. Auch Zebedäus, den Vater von Johannes und Jakobus, der „mit den Tagelöhnern“ zurückbleibt, lasse ich weg, um die Figuren begrenzt zu halten.

Der Kern meiner Erzählung besteht darin, dass Jesus unterschiedliche Menschen anspricht und einlädt, mit ihm zusammen etwas zu unternehmen. Jesus sucht sich Freunde, so wie die Kinder das auch tun.

Dabei spricht er auch Levi an, den andere als „Sünder“ verurteilen. In meiner Erzählung sind es nicht die Schriftgelehrten und Pharisäer, die sich über Jesu Gemeinschaft mit Zöllnern und Sündern wundern. Ich gebe diese Rolle an Andreas, der selbst Teil der Freundes-Gruppe um Jesu ist. Er ändert seine Haltung, durch Jesu Vorbild. Auch Kita Kinder erleben, dass sie erst einmal ein anderes Kind besser kennen lernen müssen, bevor sie Vertrauen fassen können. Andere Freunde können solche Brücken schaffen.

Ich möchte im Anschluss an die Erzählung mit den Kindern über das Thema Freundschaft theologisieren / philosophieren.

Den Text der Geschichte und die Aktionen findet ihr unter dem Download.

Kinderfahrung

Das Thema „Freundschaft“

Freundschaft ist laut Duden „ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das von Sympathie und Vertrauen geprägt ist.“ Soweit die Definition der Erwachsenen. In der Kita-Zeit schließen Kinder erste Freundschaften. Sie experimentieren mit unterschiedlichen Sozialkonstellationen und loten aus, was Freundschaft bedeuten kann.

Kita-Kinder schließen sich schnell zusammen, wenn sie miteinander spielen. Die Frage: „Willst Du meine Freundin sein?“ bzw. „Bist Du mein Freund?“ wird in diesem Rahmen fast täglich gestellt. Es kommt auch vor, dass Kinder schon im Spiel sind und ein weiteres Kind hinzukommt. „Darf ich mitspielen?“ ist dann die Frage. Manchmal kommt es zu Konflikten oder Ablehnung, wenn die Gruppe, die schon im Spiel ist, sich nicht stören lassen will und ihr Spiel nicht verändern möchte.

In der Kita sind Kinder unterschiedlichen Alters zusammen. Manchmal entscheidet sich auch ein jüngeres Kind mit einem Älteren befreundet zu sein. Das ältere Kind ist gar nicht unbedingt permanente*r Spielpartner*in, aber das jüngere Kind sagt z.B.: „Der N. ist mein bester Freund.“, wenn es nach seinen Freunden gefragt wird. In der Selbstwahrnehmung des jüngeren Kindes ist das dann auch so, selbst wenn das ältere Kind sich dessen nicht wirklich bewusst ist.

Kinder erfahren, dass Freundschaften gekündigt werden können. Wenn Kinder voneinander enttäuscht sind, nicht mitspielen durften, etwas kaputt gemacht wurde vom anderen Kind, dann sagen sie: „Du bist nicht mehr meine Freundin!“ Der Prozess des Klärens, Verzeihung-Suchens, sich versöhnen und wieder Freundschaft schließen, ist ein sehr ernsthafter für die Kinder. Er braucht Zeit. Mit einem einfachen „Entschuldigung und Hand-Geben“ ist er noch nicht vollzogen. Er glückt, wenn am Ende beide Kinder sagen: „Jetzt sind wir wieder Freunde!“

Manchmal gibt es unter Kita-Kindern erste selbstgewählte „Banden“, mit Kindern, die die Führung übernehmen und Kindern, die bestimmte Rollen haben. Anführer*innen (Bestimmer) entscheiden dann manchmal für die Gruppe.

Kinder, die mitspielen wollten und nicht einbezogen wurden, suchen sich andere Spielpartner*innen. Sie suchen dabei auch die Unterstützung von pädagogischen Fachkräften. Diese erste Erprobung von sozialen Zusammenschlüssen ist flexibel: Kinder verlassen auch die Bande, um mit einem ausgegrenzten Kind ein neues Spiel zu beginnen. Ausgegrenzte Kinder gründen selbst eine Bande und drehen dann den Spieß um. All das sind Formen der Erprobung, von dem, was Freundschaft heißen kann.

Es entwickeln sich in der Kita auch schon erste Vorlieben, die Spielpartner*innen betreffend. Kinder sagen: „Das ist mein bester Freund.“, wenn sie meinen, dass sie mit diesem Kind besonders gern unterwegs sind. Manchmal unter Geschwistern, besonders Zwillingen, Cousins und Cousinen, manchmal unter Kindern aus der gleichen Nachbarschaft und wenn die Eltern befreundet sind (sie sehen sich auch außerhalb der Kita.), aber auch einfach, weil bestimmte Kinder besonders gern miteinander spielen.

Ebenso gibt es auch Kinder, die mit bestimmten Kindern nicht so gern spielen. Oft können sie die Gründe dafür gut benennen: „Ich will nicht mit N. spielen. Die ist so laut.“ Oder „Ich will nicht mit N. befreundet sein. Der macht immer alles kaputt.“ Viele Kinder haben schon gelernt, dass sie selbst entscheiden, mit wem sie befreundet sind und mit wem nicht. Freundschaft kann man nicht erzwingen. Oft finden Kinder Spielpartner*innen, die zu ihnen passen. Wenn ein Kind keine Spielpartner*innen findet, nehmen Fachkräfte das wahr und handeln. Dann gilt es, genauer zu beobachten, wann gelingen die Kontaktversuche? Wie kann das Kind unterstützt werden? Evtl. muss man auch den Gründen auf den Grund gehen, die das Kind hindern „Freunde zu finden“ und sie mit ihm gemeinsam überwinden.

Kinder laden einander zum Geburtstag ein. Oft ist die Zahl, die sie nach Hause einladen dürfen von den Eltern begrenzt worden. Manche Kinder hadern sehr mit der Frage, wen sie einladen und wen sie ausschließen. Auch das ist immer wieder Thema unter den Kindern. Sie erklären sich: “Du bist meine Freundin / mein Freund. Aber ich darf nur 8 Kinder einladen und meinen Cousin muss ich einladen und deshalb kann ich dich nicht einladen.” Das Erklären hilft manchmal Kindern, die nicht dabei sein können.

Kinder im Kita-Alter erproben soziale Beziehungen: Freunde, die Bande, Einladungen nach Hause, der Morgenkreis in der Bezugsgruppe, Gemeinsames Forschen im Experimentierraum, in der Gruppe daran interessierter Kinder, all dies sind unterschiedliche Sozialkonstellationen, in denen Kinder sich befinden können und in denen sie andere als Freunde bezeichnen.

Mit dem Thema Freundschaft verbinden sich große (existenzielle) Fragen:

  • Wo ist mein Platz in der Welt?
  • Bin ich Teil einer Gemeinschaft?
  • Wem kann ich vertrauen?
  • Mit wem kann ich etwas gemeinsam tun?
  • Mit wem bin ich verbunden?

Es bietet sich an das Thema Freundschaft durch die biblische Geschichte einzubringen und im Anschluss mit den Kindern über ihre Freundschaftserfahrungen in ein Gespräch zu gehen.

Rückblick

Die Kinder haben die Geschichte mit großer Aufmerksamkeit gehört und das Material dazu gelegt.

Im Anschluss sind wir gut ins Gespräch gekommen durch die drei “I wonder…”-Fragen (aus godly play): Was ist dir das Liebste an dieser Geschichte? Was war dir das Wichtigste an dieser Geschichte? Was meinst Du könnte diese Geschichte mit Deinem Leben zu tun haben?

Viele haben ihre Erfahrungen mit Freundschaften in der Geschichte wiedergefunden. “Ich mach das genauso, wie der Jesus.” – Interessanterweise haben mehrere Kinder von Freundschaften, die sie im Urlaub geschlossen haben, erzählt. – Von dem Schlussbild der Geschichte aus kamen auch andere Erfahrungen mit Freundschaft zur Sprache: “Manchmal streitet man auch, wenn so viele miteinander befreundet sind.” Es kamen auch Herausforderungen in Freundschaften zu sprechen: “Dann sagt der eine: Der Jesus hat mich aber zuerst gefragt, ob ich mitmache. Ich bin sein bester Freund. Dann ärgert der andere sich. Dann streiten die.”

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