Impuls zum Fastenmonat Ramadan

Qualitätsmerkmale:

  Freiwilligkeit

Die Handlungsanregungen sind sprachlich eindeutig als freiwillig gekennzeichnet.

✅️ Haltung

Der Einsatz des Materials fördert eine Haltung der Wertschätzung und des Respekts gegenüber anderen Menschen und der Welt.

  Ermutigung

Es wird erkennbar eine angstfreie Begegnungs- und Lernsituation angestrebt.

✅️ Anregen zum Fragen

Durch den Einsatz des Materials und die beschriebenen Aktivitäten werden Gelegenheiten und Freiräume eröffnet, (religiöse) Fragen zu formulieren und individuelle sowie geteilte Antwortversuche zu erproben.

✅️ Stärkung

Der Einsatz des Materials fördert eine individuelle Stärkung der Kinder.

✅️ Selbstbildung

Die im Material beschriebenen Aktivitäten und Prozesse fördern das aktive Lernen bzw. eine aktive (Selbst-)Bildung.

✅️ Vielfaltsbewusstsein

Der Einsatz des Materials fördert den Umgang mit unterschiedlichen Wertesystemen, Weltanschauungen oder Familienreligionen.

  Religiöse und kulturelle Orientierung

Der Einsatz des Materials fördert eine Orientierung in der christlichen (Symbole, Zeiten, Feste, Lebenssituationen) Prägung der Kultur.

  Regionaler Bezug

In den Ausführungen wird ein Bezug zum (regionalen) Orientierungsplan/Bildungsplan hergestellt.

✅️ OER

Das Material erfüllt OER-Standards.

Kurzbeschreibung

Diese Aktion gibt einen Impuls zum interreligiösen Dialog. Am Beispiel ihrer Erfahrungen mit einem Plätzchen, das sie sich bis zum Abend aufheben sollen, kommen die Kinder ins Gespräch über Erfahrungen der muslimischen Kinder (und eines Erwachsenen muslimischen Gastes oder einer muslimischen Kita-Mitarbeiter*in) mit dem Fastenmonat Ramadan.

Aktion

Die Aktion ist während des Fastenmonats Ramadan gedacht. (Bitte erkundigen Sie sich z.B. über das Internet, in welcher Zeit der Fastenmonat Ramadan liegt. Die Termine verschieben sich von Jahr zu Jahr jeweils um 11 Tage früher im Jahr.)

Die Aktion findet mit kurzen Impulsen/Begegnungen an mindestens zwei Tagen statt und kann zeitlich darüber hinaus gehen, wenn die Kinder noch mehr zum Ramadan und zum “Zuckerfest” wissen möchten und wenn die Verbindung z.B. zum christlichen Erntedankfest gezogen wird.

Am Beispiel eines Plätzchens, das sich die Kinder bis zum Abend aufheben sollen, machen die Kinder die Erfahrung, wie schwierig es sein kann, etwas Leckeres nicht gleich zu essen, sondern abzuwarten.

Sie lernen dann in der Reflexion ihrer Erfahrungen, im Gespräch unter den Kindern und der Begegnung mit einem muslimischen Gast oder einer muslimischen Kitapädagog*in kennen, dass es den Fastenmonat Ramadan gibt und welche Erfahrungen Muslim*innen mit dem Fastenmonat machen.

Für muslimische Kinder in der Kita ist es schön, ein Interesse an ihrer Religion wahrnehmen zu können und etwas von ihrem Glauben zeigen zu können.

Vorgehensweise

Im Vorfeld werden mit den Kindern Plätzchen gebacken. (Vielleicht können muslimische Eltern ein einfaches und für ihre Kultur typisches Rezept beisteuern.) Alternativ können auch Eltern gebeten werden, die Plätzchen zu backen.

Jedes Kind bekommt ein Plätzchen geschenkt.

„Für jeden von euch habe ich heute ein Plätzchen. Es ist eigentlich nicht zum Gleich-Essen gedacht. Ich bin gespannt, wer von euch es schafft, das Plätzchen bis zum Abend aufzuheben und erst zu Hause vor dem ins Bett gehen (natürlich vor dem Zähneputzen) zu essen.“
… evtl. Tipp, das Plätzchen gleich einzupacken…

Mögliche Reaktionen der Kinder:

  • Einige Kinder werden das Plätzchen gleich essen. – Das ist durchaus in Ordnung. („Du wolltest, konntest nicht abwarten bis abends. Du warst neugierig, wie das schmeckt. Das sah so lecker aus…“)
  • Manche Kinder werden nachfragen, warum sie warten sollen…

Mögliche Antwort: „Ich möchte mit euch ausprobieren, wie das ist, abzuwarten…“

Am nächsten Tag ist mindestens ein muslimischer erwachsener Gast eingeladen (Eltern oder Mitglieder eines Begegnungszentrums…).

Die pädagogische Fachkraft beginnt ein Gespräch darüber, wie es war, sich das Plätzchen so lange aufzuheben.

Mögliche Reaktionen der Kinder:

  • Stolz, es geschafft zu haben.
  •  Ich wollte es dann lieber gleich essen.
  •  Das Plätzchen ist etwas Besonderes gewesen.
  • Es war schwer.
  • Es war nicht schwer – ich hatte ja genug anderes zu essen…

Die pädagogische Fachkraft leitet die Information ein, dass zurzeit für manche Familien ein besonderer Monat ist. Das hat etwas mit dem Essen zu tun und mit ihrer Religion.

Vielleicht können einige Kinder etwas dazu erzählen…

  • Bei vielen Familien ist alles wie immer.
  • Bei den meisten muslimischen Familien werden die Kinder erzählen können, dass die Eltern am Tag nichts essen.
  • Manche werden wissen, dass der Monat Ramadan ist…

Der erwachsene muslimische Gast kann kurz ergänzen und steht dann für die Fragen der Kinder zur Verfügung.

  • Hast du da nicht Hunger?
  • Warum machst du das?
  • Wie ist das – den ganzen Tag nichts essen?
  • Freust du dich darauf, dann am Abend zu essen…?

Wer von den Kindern möchte, kann es an diesem Tag mit dem Plätzchen und dem Warten auf den Abend noch einmal versuchen.

Die Kinder haben die Möglichkeit, selbständig weiter zu überlegen, sich auszutauschen, zu malen…

Bilderbücher zum Islam, zum Teilen… stehen zur Verfügung.

Am nächsten Tag wird noch einmal kurz auf ihre Erfahrung eingegangen und auf das „Zuckerfest“ bzw. Fest des Fastenbrechens am Ende der Fastenzeit hingewiesen.

Anmerkung: Wenn die Kinder Interesse am Ramadan zeigen, können sie dabei z.B. lernen, dass Essen etwas Wertvolles ist, dass Muslim*innen (z. B. die Mama von der Mayla) im Ramadan an arme Menschen denken, dass Muslim*innen im Ramadan am Tag auf Essen verzichten, um bewusster in den Tag zu gehen und an Gott/Allah denken, dass Muslim*innen sich auf das gemeinsame Essen am Abend freuen, dass sie sich evtl. besuchen…

Schön wäre, wenn zum Zuckerfest die Kinder noch einmal solche Plätzchen bekommen und sie miteinander gegessen werden, evtl. Muslim*inne ein kleines Fest gestalten und einladen oder Bilder vom Zuckerfest zeigen…

Im Gegenzug können die Muslime von den Christen zum Erntedankfest eingeladen werden.

Die Grundidee dieses Impulses ist entnommen aus: Anke Edelbrock, Albert Biesinger, Friedrich Schweitzer (Hrsg.), Religiöse Vielfalt in der Kita, Berlin 2012. Hier finden Sie auch weitere Anregungen zum Ramadan und Zuckerfest, sowie zur interreligiösen und interkulturellen Bildung und Erziehung.

Vorbereitung

Im Vorfeld sollte dieses Projekt mit dem Träger abgesprochen sein und die Eltern sollten über das Vorhaben informiert sein und gerade muslimische Eltern bei der Planung und Durchführung mit einbezogen sein.
Die Begegnung mit dem muslimischen Gast/den Gästen sollte gut abgesprochen sein.

Und dann müssen die Plätzchen gebacken werden, die die Kinder bekommen.

Religionspäd. Überlegungen

Dieses Beispiel greift Gedanken der Interreligiösen Gastfreundschaft auf.
Bewusst sind es diesmal die muslimischen Kinder/Familien, die etwas von ihrem Glauben zeigen und insofern die Einladenden sind.

Durch die eigene Erfahrung aller Kinder mit dem Warten (evtl. auch Nicht-Warten-Können) können einige Aspekte des Fastenmonats von den Kindern entdeckt werden. In der Begegnung üben die Kinder einen wertschätzenden Umgang unter Menschen unterschiedlicher Religion ein.

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