Die Weihnachtsgeschichte mit dem Sandmaltisch erzählt

Qualitätsmerkmale:

✅️ Freiwilligkeit

Die Handlungsanregungen sind sprachlich eindeutig als freiwillig gekennzeichnet.

  Haltung

Der Einsatz des Materials fördert eine Haltung der Wertschätzung und des Respekts gegenüber anderen Menschen und der Welt.

✅️ Ermutigung

Es wird erkennbar eine angstfreie Begegnungs- und Lernsituation angestrebt.

✅️ Anregen zum Fragen

Durch den Einsatz des Materials und die beschriebenen Aktivitäten werden Gelegenheiten und Freiräume eröffnet, (religiöse) Fragen zu formulieren und individuelle sowie geteilte Antwortversuche zu erproben.

  Stärkung

Der Einsatz des Materials fördert eine individuelle Stärkung der Kinder.

  Selbstbildung

Die im Material beschriebenen Aktivitäten und Prozesse fördern das aktive Lernen bzw. eine aktive (Selbst-)Bildung.

  Vielfaltsbewusstsein

Der Einsatz des Materials fördert den Umgang mit unterschiedlichen Wertesystemen, Weltanschauungen oder Familienreligionen.

✅️ Religiöse und kulturelle Orientierung

Der Einsatz des Materials fördert eine Orientierung in der christlichen (Symbole, Zeiten, Feste, Lebenssituationen) Prägung der Kultur.

  Regionaler Bezug

In den Ausführungen wird ein Bezug zum (regionalen) Orientierungsplan/Bildungsplan hergestellt.

✅️ OER

Das Material erfüllt OER-Standards.

Kurzbeschreibung

Ein Erzähl- und Gestaltungsvorschlag zur Weihnachtsgeschichte (Lukas 2,1-20).

Der Erzählvorschlag stammt aus der Arbeitshilfe “Geschichtenzeit”. Eine Arbeitshilfe zum Kirchenjahr für Kindergarten, Hort und Schulkindbetreuung, herausgegeben vom Arbeitsbereich Kindertageseinrichtungen und Fachbereich “Kirche mit Kindern” im Arbeitsbereich Kinder- und Jugendarbeit der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig.

Die Erzählung

Hallo, Kinder, schön, dass ich heute bei euch sein darf. Ich habe eine sehr lange Reise hinter mir. Ich komme aus Bethlehem. Ich habe gehört, dass ihr hier im Kindergarten Weihnachten feiern möchtet. Und da dachte ich mir, ich besuche euch mal und erzähle euch dazu eine Geschichte, die sich meine Familie seit vielen, vielen Generationen alle Jahre wieder am Lagerfeuer erzählt.

Ach, vor lauter Aufregung habe ich ganz vergessen, mich euch vorzustellen: Mein Name ist Wafel. Nicht, weil ich zum Anknabbern süß bin – das natürlich auch – aber vor allem, weil der Ort, an dem ich geboren wurde, genau am Rand zwischen den Feldern von Bethlehem und einem kleinen Waldstück liegt. Und weil dadurch niemand so richtig sagen konnte, ob ich nun eine Wald- oder eine Feldmaus bin, trage ich beides in meinem Namen: „Wa“ für Wald und „Fel“ für Feld. Und wer seid ihr?

Die Kinder nennen ihre Namen.

Und so hat alles begonnen… Es geschah in einer dunklen, kalten Nacht in einem Stall. Den Abendhimmel verzierten wunderschöne Sterne. Ein Ochse und ein Esel schlummerten vor sich hin. Und Vorlangerzeitmaus, das ist der Name eines meiner Vorfahren, also Vorlangerzeitmaus hatte sich dort gerade ein paar Strohhalme zu einem warmen Bett zurechtgelegt, um sich von der mühsamen Futtersuche ein wenig auszuruhen, als er plötzlich Stimmen hörte.

„Schau mal, Josef. Da vorne ist ein Stall. Ob der Wirt den gemeint hat?“ „Ja, Maria, das wird er wohl sein. Die Gästezimmer in Bethlehem sind alle bereits belegt gewesen. Lass uns hier bleiben, bis unser Kind geboren ist.“ Der Mann machte der Frau Mut: „Gott wird auch dieses Mal für uns sorgen, Maria. Du wirst sehen, alles wird gut.“

Vorlangerzeitmaus traute seinen Augen nicht. Eine junge Frau stand plötzlich nur wenige Mäuselängen von ihm entfernt. Sie hatte einen kugelrunden Bauch. Erschöpft ließ sie sich im Stroh nieder. Ihr Mann versuchte, es ihr so bequem wie möglich zu machen. Und dann schliefen die beiden ein.

Vorlangerzeitmaus traute seinen Ohren nicht. Ein Kind würde geboren werden, hier in diesem Stall? Und er, Vorlangerzeitmaus, sollte live dabei sein? Eines stand für ihn fest: Das wollte er sich nicht entgehen lassen. Aber müde war er auch. Wie sollte er nur wach bleiben? Er versuchte es so: Wenn ihm ein Auge zufiel und es einschlief, musste das andere offen bleiben. So sollten sich beide abwechseln, bis es endlich soweit war, und dann könnte das offene Auge das geschlossene noch rechtzeitig wecken. Aber so sehr sich Vorlangerzeitmaus auch anstrengte, auch das offene Auge fiel in nullkommanichts zu.

Vorlangerzeitmaus und seine beiden Mäuseaugen erwachten erst wieder, als ein Baby weinte. Und tatsächlich: Da lag es, das Neugeborene. Maria und Josef hatten es in eine Futterkrippe gebettet. Müde, aber froh saßen die beiden daneben und bestaunten das kleine Wesen. Es lag so viel Ruhe und Wärme in dieser Szene, dass Vorlangerzeitmaus seinen Blick nicht von der Krippe abwenden konnte. Dem Ochsen und dem Esel ging es ähnlich. Auch sie waren aufgewacht und schauten wie gebannt auf das Kind. Und ihr werdet es nicht glauben, es wurde immer voller im Stall. Von den Feldern kamen Hirten herbeigeeilt. Kaum hatten sie den Stall betreten, knieten sie andächtig vor der Krippe nieder. Ein Engel hatte sie eingeladen. Mitten in der Nacht. Er hatte ihnen erzählt, dass dieses Kind hier ein ganz besonderes ist. Gottes Sohn! Höchst persönlich. Mit ihm sollte der Frieden einziehen in die Herzen der Menschen. Eine neue Zeit war angebrochen. So hatte es der Engel versprochen. Und alle, die dabei waren, haben das gespürt. Ein Erlebnis, das auch Vorlangerzeitmaus verändert hat. Wann immer er seinen Verwandten von dieser Nacht erzählte, hatte er ein Leuchten in den Augen, dass man dachte, es seien die Sterne von Bethlehem…

Vorgehensweise

Der Raum ist abgedunkelt. In der Mitte steht der Sandmaltisch. Er ist beleuchtet und gleichmäßig mit Sand bedeckt.

Die Kinder werden eingeladen, nacheinander den Raum zu betreten. Wenn alle Kinder ihren Platz gefunden haben, erscheint die Fingerpuppenmaus. Sie erzählt die Weihnachtsgeschichte aus der Perspektive ihres Vorfahren Vorlangerzeitmaus.

Zur Illustration des Erzählten wird die Szene nach und nach in den Sand gezeichnet. Nach der Erzählung können die einbezogen werden, indem sie Stofftiere neben den Schauplatz stellen und Hirten. In diesem Fall würde nur die Szene mit Maria, Josef und dem Krippenkind gezeichnet.

Der Sandmaltisch lädt ein, die den Kindern wichtigen Aspekte der Geburtsgeschichte durch eigenes Nachzeichnen buchstäblich „ans Licht“ zu bringen. Es lohnt sich daher, Kindern Raum zum eigenen Gestalten zu geben.

Mit einem Gebet (siehe Bausteine) und dem Lied „Alle Knospen springen auf“ kann die Geschichte beendet werden.

Vorbereitung

Sandmaltisch
Feiner Sand
Fingerpuppenmaus
Ggf. Stofftiere und Hirtenfiguren

Überlegungen zum Bibeltext

Die Weihnachtsgeschichte findet sich im Lukasevangelium Kapitel 2,1-20. Es wird empfohlen, zur Vorbereitung auf die Erzählung, die Weihnachtsgeschichte in der Übersetzung der Lutherbibel 2017 zu lesen: Lukas 2,1-20

Kindheitserzählungen finden sich im Neuen Testament nur bei den Evangelisten Lukas und Matthäus. Sie dokumentieren nicht den Anfang des Lebens Jesu, sondern sie deuten die Geschichte. Sie antworten wie die Evangelien insgesamt auf die Frage, „wer Jesus ist und wer er für die Glaubenden ist“. (Peter Müller, Kindheitsgeschichten nach Lukas und Matthäus, in: Rainer Lachmann u.a.: Elementare Bibeltexte. Exegetisch-systematisch-didaktisch, 2001, 20187, 257)  Damit weisen sie bereits auf Jesu späteres Wirken und seine Verkündigung hin.

Die Hirten als Vertreter des Volkes Israel hören als erste die frohe Botschaft. (Eine negative Beurteilung der Hirten erfolgte erst zu einem späteren Zeitpunkt in der sogenannten rabbinischen Literatur.) . Zugleich wird durch die Hirtenlegende die Ausstrahlung betont, die von dem Neugeborenen ausging: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“ (Lukas 2,11). „Mit ‚heute‘ wird ausgedrückt, dass das, was geschieht, Verheißung und Erfüllung ist. Es wird für alle Zeiten eine heilsbringende freudige Botschaft für jeden, der sie hört“ (Plan für den Kindergottesdienst 2018-2020, 233).

Ochs und Esel finden in der Geburtsgeschichte des Lukas noch keine Erwähnung. Seit den Weihnachtsdarstellungen des frühen Christentums haben sie jedoch ihren festen Ort an der Krippe. Ursprünglich gehen Ochs und Esel auf das Buch des Propheten Jesaja zurück. Sie gelten dort als verständige Tiere: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; […]“ (Jesaja 1,3).


Kinderfahrung

Im Kindergarten hört eine Gruppe von Fünf- und Sechsjährigen die Weihnachtsgeschichte. Dass Jesus in einer Krippe geboren wurde, versetzt einige in Erstaunen und Aufregung: „Ist Jesus etwa hier bei uns in die Krippe gegangen?“ – Die Begebenheit zeigt: Manche Begriffe, die in der Bibel verwendet werden, haben längst einen Bedeutungswandel erfahren. Die Krippe ist nicht mehr in erster Linie ein Futtertrog für Tiere, sondern eine Einrichtung, in der die Jüngsten ihren Tag verbringen. Und: Jesus ist im Erleben dieser Kinder offensichtlich jemand Besonderer. Dieselbe Kita besucht zu haben, verbindet und macht auch ein bisschen stolz.

Weihnachten bedeutet tatsächlich, Besuch zu bekommen. In dem Neugeborenen kommt Gott den Menschen nahe und lässt sich auf ihre Lebensverhältnisse ein. Und die Engel auf Bethlehems Feldern künden von dem Anbruch einer neuen Zeit: Wo Unfrieden herrscht, soll Frieden werden. Wer traurig ist, soll Trost erfahren. Wem – wie Kindern in der damaligen Zeit – wenig gesellschaftliche Beachtung zuteil wird, erfährt Aufmerksamkeit und Zuwendung.

Quellennachweise

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