Tobias und die himmlische Begleitung
Kurzbeschreibung
Die Erzählung von Tobias und seinem himmlischen Begleiter in einem Projekt über mehrere Tage erzählt und gestaltet.
Vorgehensweise
Die Erzählung stammt aus dem Buch Tobit oder Tobias aus den “Apokryphen” in evang. verantworteten Bibeln (es wird in lutherischer und reformierter Tradition nicht zur Heiligen Schrift gezählt, aber ist nach Martin Luther “nützlich und gut zu lesen”)/dem Buch Tobit im Alten Testament in kath. verantworteten Bibeln. Die rote Linie der spannenden Geschichte wird am ersten Tag des Projekts erzählerisch entfaltet, woran sich in den folgenden Tagen verschiedene Vertiefungen und Kreativaktionen anschließen.
Der Fokus hier liegt auf dem Thema der himmlischen Begleitung durch einen Menschen/einen Engel.
Bausteine des Projekts
Tag 1: Die Tobit-Erzählung
Folgende Materialien können für die Erzählung vorbereitet werden:
Ein Koffer, darin verstaut werden:
4 Federn (als Markierung für Raphaels wirken), 4 Holzfiguren, kleine Augenbinde aus Stoff für eine Figur, ein langes Seil, zwei runde Stoffstücke (braun und grün), ein blaues Tuch, ein kleiner Beutel, ein aus Papier gefalteter Fisch, Goldstücke, Konfetti
Die Erzählung und ihre Gestaltung:
Gemeinsam beginnen wir unseren Morgenkreis mit unserem Lied. Danach begrüßen wir uns.
Im Anschluss zeige ich den Kindern meinen Koffer. Kein gewöhnlicher Koffer, ein GESCHICHTEN-Koffer!
Die Geschichte von Tobias und seiner himmlischen Begleitung:
(Erste Holzfigur aus dem Koffer holen und in der Hand behalten) Das ist Tobit aus der Stadt Ninive. Tobit ist ein herzensguter Mensch, der an Gott glaubt und anderen Menschen hilft. Nun ist Tobit alt, arm und blind. (Kleine Augenbinde aus dem Koffer holen und Tobit umbinden, danach das grünes Stoffstück aus dem Koffer holen und die Figur Tobit darauf platzieren) Eines Tages erinnert sich Tobit daran, dass er vor vielen Jahren einen ein Häufchen Gold bei einem Verwandten in einem fernen Land zur Aufbewahrung da gelassen hat. (braunes Stoffstück aus dem Koffer holen und weit entfernt vom grünen Stoffstück platzieren, auf dem braunen die Goldstücke platzieren) Das Land in der Ferne heißt Medien.
Doch: Tobit ist ja alt und blind, er kann die lange und gefährliche Reise nach Medien nicht antreten. Tobit hat aber einen Sohn namens Tobias. Der soll nun nach Medien reisen und das Geld holen. (Holzfigur aus dem Koffer holen und mit auf das grüne Tuch stellen) Aber welch lange und gefährliche Reise! (langes Seil als Weg zwischen den grünen und braunen Stoff platzieren) Tobit will seinen Sohn Tobias nicht ohne einen Begleiter mit viel Reiseerfahrung losschicken. Tobias sucht also nach einem Wegbegleiter. Und tatsächlich: Er findet einen jungen Mann, der den Weg nach Medien kennt und ihn begleiten möchte.
(Weitere Holzfigur aus dem Koffer holen und kurz in der Hand behalten) Der junge Mann stellt sich dem alten Vater Tobit mit dem Namen Asarja vor. (Figur mit auf den grünen Stoff stellen) Tobit und Tobias wissen nicht, dass Asarja eigentlich der Engel Raphael ist. Gott hat ihn in Menschengestalt zu Tobit und Tobias gesendet, weil er die Gebete des alten Tobit erhört hat. (erste Feder auf das grüne Stockstück zu Tobit legen)
So kommt es, dass sich Tobias von seinem Vater Tobit verabschiedet und sich mit seinem Begleiter auf den langen Weg nach Medien macht. (Stoffsäckchen aus Koffer holen und Holzfiguren außer Tobit zusammen mit dem Säckchen in Richtung Medien bewegen)
Eines Abends kommen die beiden Reisenden an einen Fluss. Es ist der Fluss Tigris. (blaues Tuch hervorholen und am Wegesrand platzieren.) Nach der langen Wanderung ist Tobias erschöpft. Er watet in den Fluss um sich zu erfrischen. (Holzfigur Tobias in das blaue Wasser stellen) Plötzlich taucht aus der Tiefe des Flusses etwas auf. Es ist ein großer Fisch! Und er versucht Tobias ins Wasser zu ziehen! (Fisch aus dem Koffer hervorholen und an der badenden Holzfigur platzieren) Tobias versucht sich zu wehren, er hat Angst. Da ruft sein himmlischer Begleiter ihm zu: „Pack den Fisch!“ Tobias fühlt sich plötzlich sehr stark. Es gelingt ihm, den Fisch zu packen und an Land zu werfen. (Fisch an Land legen)
Als der Fisch an Land liegt, gibt Asarja dem Tobias einen merkwürdigen Rat. Er spricht: „Schneide den Fisch auf und dann bewahre die Innereien des Fisches, die Galle, die Leber und das Herz, gut auf!“ (das Reisesäckchen öffnen, in Richtung des Fisches greifen und so tun, als wenn etwas im Säckchen verstaut wird)
(Eine Feder am See zu dem Fisch legen und die beiden Figuren samt Säckchen dem Seil entlang Richtung braunes Stoffstück bewegen)
Die Reise von Tobias und dem unerkannten Engel geht weiter. Nach vielen Tagen begegnen sie einer jungen Frau. (letzte Holzfigur aus dem Koffer holen und auf dem Weg neben Tobias und Asarja platzieren) Sie heißt Sara. Tobias erfährt, dass sie über viele Ecken mit ihm verwandt ist. Tobias und Asarja dürfen bei Sara und ihren Eltern ein paar Tage wohnen. Sara und Tobias gewinnen sich lieb. (beide Figuren dicht zusammenstellen)
Jedoch: Sara geht es nicht gut. Sie hat sehr viel Unglück in den letzten Jahren erfahren. Tobias glaubt, dass die Frau von einem dunklen Geist bedroht wird. Er holt das Herz und die Leber des Fisches aus dem Säckchen. Mit ihnen kann er auf wunderhafte Weise das Glück für Sara zurückholen und sie von dem dunklen Geist befreien. Sara ist glücklich, und ihr Vater gibt sie Tobias zur Frau. 14 Tage lang soll Hochzeit gefeiert werden! (Konfetti über beide Figuren streuen)
Weil die Hochzeit so lange dauert, erklärt sich Asarja bereit, währenddessen das letzte Stück des Weges allein zu gehen und die Goldstücke von dem Verwandten des Tobit zu holen. Der zuverlässige Engel erledigt diese Aufgabe erfolgreich. (Holzfigur Asarja zum grünen Tuch stellen, Feder hinlegen, Goldstücke mit Figur wieder zurück zu Sara und Tobias stellen, Goldstücke im Säckchen verstauen)
Tobias möchte nach der Hochzeit mit Sara schnell wieder nach Hause, er glaubt, dass seine Eltern sich schon Sorgen um ihn machen. Mit dem Segen von Saras Eltern machen sich das junge Paar und der Engel wieder auf den Heimweg nach Ninive.
Kurz bevor sie die Stadt erreichen, spricht Asarja zu Tobias: „Geh ohne Sara bis zu deinem Elternhaus um dort alles für ihre Ankunft vorzubereiten. Und: Wenn du deinen Vater Tobit triffst, dann streiche ihm die Galle des Fisches auf seine Augen und er wird wieder sehen können!“ Tobias folgt dem Rat des Engels und geht allein voran. (Holzfigur Tobias zum grünen Tuch voraus setzten). Als Tobias an seiner Haustür ankommt, stolpert sein blinder Vater gerade über die Hausschwelle. (Holzfigur Tobit stolpernd vor Tobias stellen). Tobis holt die Galle aus seinem Beutel und streicht sie seinem alten Vater auf die Augen. (Säckchen öffnen, angedeutet etwas herausholen und die Augenbinde berühren) Das Wunder geschieht: Tobit kann wieder sehen. (Augenbinde lösen und fallen lassen)
Tobit ist sehr glücklich, und auch seine Frau, Tobias` Mutter, freut sich, das Tobias gesund zurückgekehrt ist. Schnell bereiten sie alles für Sara vor. Tobit läuft Sara bis ans Stadttor von Ninive entgegen und heißt sie herzlich willkommen. (Holzfigur Tobit und Holzfigur Sara treffen sich)
Und nun feiern sie in Ninive noch einmal ihre Hochzeit und auch, dass die gefährliche Reise so gut geendet hat. (Holzfigur Asarja zu den anderen setzen, Konfetti über alle streuen)
In einer ruhigen Minute zieht Asarja Tobit und Tobias zur Seite. Er verrät ihnen, wer er wirklich ist: „Ich bin Raphael, einer der sieben Engel Gottes. Alles geschah in seinem Auftrag. Gott hat gesehen, dass du, Tobit, Unterstützung brauchst. Er hat mich geschickt, damit ich Tobias auf seiner Reise nach Medien begleite. Gott meint es gut mit euch! Denkt daran euer Leben lang! Jetzt kehre ich in den Himmel zurück.“ Und so geschah es. (Figur wegnehmen und Feder hinlegen.)
***
Nachklang mit Austauschrunde: Was war dir das Liebste in dieser Geschichte?
Der Koffer und die darin enthaltenen Materialien können über die gesamte Projektzeit den Freispielbereich ergänzen.
Tag 2: Nacherzählung und Vertiefung
Am nächsten Tag würde ich die Geschichte von den Kindern im Morgenkreis noch einmal nacherzählen lassen. Was hat der Engel alles getan für Tobias?! Raphael hat dem Tobias die ganze Zeit geholfen und ihn beschützt! Er ist sein himmlischer Begleiter, man kann auch sagen: ein Schutzengel. Ob ich wohl auch einen Schutzengel habe? Ich bin mal mit dem Fahrrad ins schleudern gekommen und konnte mich dann doch noch halten, bin also nicht hingefallen!
Nun die Kinder mit eigenen Erfahrungen ergänzen lassen.
Tag 3: Malen eines Schutzengels
Am darauffolgenden Tag schließe ich im Morgenkreis noch einmal an das Gespräch über mögliche Schutzengel-Situationen im Leben der Kinder an und Ende mit der Fragestellung: Wie sieht so ein Schutzengel wohl aus? Notizen zu den Äußerungen der Kinder festhalten!
Ich male meinen Schutzengel. (Vorher Tuschfarbe, Stifte und Papier bereitstellen, sodass die Kinder wählen können, mit welchem Material sie tätig werden möchten.)
Für Hortkinder könnten anspruchsvollere Kreativmethoden gewählt werden.
Tag 4: Was mein Schutzengel kann
Am 4. Tag erhalten die Kinder die Möglichkeit ihre Schutzengel im Morgenkreis vorzustellen.
Austausch mit den Kindern: Wie heißt mein Schutzengel? Welche Besonderheiten gibt es? Was kann mein Schutzengel? Was kann er vielleicht auch nicht?
Notizen zu den Aussagen der Kinder werden die Bilder/Engelfiguren zu einem späteren Zeitpunkt ergänzen.
Die Kinder erhalten die Möglichkeit mit Zusatzmaterialien ihre Engel zu vollenden (Glitzer, Federn, kleine Pompons, Glitzerpapier…)
Auch hier kann für ältere Kinder altersentsprechend erweitert werden. Z.B. könnte bei Interesse der Kinder über die jüdische Tradition der sieben Erzengel gesprochen werden.
Tag 5: Das Thema in den Alltag mitnehmen
Am letzten Tag lasse ich die Geschichte von Tobias und seinem Begleiter noch einmal nacherzählen.
Wisst ihr was? Katholische Christinnen und Christen feiern sogar ein Schutzengelfest! Das findet immer am 2. Oktober statt. (An einem Kalender deutlich machen, wann das ist.)
Zum Schutzengelfest wird daran gedacht, wie gut wir es haben, dass Gott jedem von uns einen Engel zur Seite stellt, der uns unser Leben lang begleitet. Kann er uns auch nicht immer vor allem bewahren – so hilft er uns doch, dass wir gut und getröstet durch schwere Situationen kommen.
Wir überlegen gemeinsam: Können sich Engel uns auch in Menschengestalt zeigen? Falls ja: Habt ihr Beispiele?
Austausch: Auch wenn wir kein Schutzengelfest feiern – habt ihr Ideen, wie wir uns immer wieder einmal an die Geschichte von Tobias und seinen himmlischen Begleiter erinnern können? Ideen sammeln.
Wenn die Kinder dies gut finden: Wir stellen unsere Schutzengeldarstellungen mit ergänzendem Text in der Flurgalerie aus (aus Datenschutzgründen ohne offensichtlichen Namen).
Begleitendes Lied zum Abschluss jeden Tages
Das Lied “Lieber Gott, schick uns deine Engel” von Andreas Hantke kann täglich den Kreis beenden.
Religionspäd. Überlegungen
In der Erzählung geht es darum größere Wege und Wagnisse zu meistern, in dem Vertrauen auf liebevolle Begleitung auch in schwierigen Situationen. Dabei ist es wichtig, dass Begleitung heißt, dass Gott bzw. ein Schutzengel mit dem Kind mitgeht und es ggf. tröstet. Es heißt nicht, dass Kindern nie etwas zustoßen wird. Jedoch können Kinder sich dankbar begleitet fühlen, wenn sie in gefährlichen Situation Unterstützung erfahren haben, z.B. durch einen nahestehenden Menschen. Das Projekt bietet eine Möglichkeit darüber in den Austausch zu kommen, was ein Schutzengel (nicht) kann.
Sicherlich ist der Entwurf aufgrund der Länge der Erzählung erst für Kinder ab 5 Jahren geeignet.
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Quellennachweise
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Foto Engel von Marie-Luise V.