Die Berufung der Jünger
Kurzbeschreibung
Ein Erzähl- und Gestaltungsvorschlag zur Geschichte “Die Berufung der Jünger” (Matthäus 4,18-20).
Der Erzählvorschlag stammt aus der Arbeitshilfe “Geschichtenzeit”. Eine Arbeitshilfe zum Kirchenjahr für Kindergarten, Hort und Schulkindbetreuung, herausgegeben vom Arbeitsbereich Kindertageseinrichtungen und Fachbereich “Kirche mit Kindern” im Arbeitsbereich Kinder- und Jugendarbeit der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig.
Die Erzählung
Das hier sind Simon und Andreas.
Erzählfiguren Simon und Andreas aus dem Geschenk holen, zeigen und auf das Bodentuch stellen.
Die beiden sind Fischer. Das ist ihr Beruf. Damit verdienen sie ihr Geld. Die Fische, die sie fangen, essen sie auch selbst. Aber meistens fangen sie so viele Fische, dass sie von dem Fang einen großen Teil verkaufen können. Das ist gut, denn Simon und Andreas haben eine große Familie. Sie brauchen das Geld für ihre Familie.
Frage an die Kinder: „Was meint ihr, wozu brauchen sie das Geld?“ Kinder erzählen lassen.
Ja, richtig. Für so viele Dinge müssen Andreas und Simon arbeiten. Sie freuen sich aber auch, dass sie die Fische verkaufen können. Stellt euch mal vor, sie müssten die Fische alle selbst essen! Jeden Tag von morgens bis abends immer nur Fisch essen, das schmeckt selbst einem Fischer nicht.
Heute fahren Simon und Andreas wieder hinaus auf den See.
Boot auf das Bodentuch stellen. Figuren in das Boot setzen. Im Boot liegt ein leeres Netz.
Schaut, das Netz ist noch ganz leer.
Leeres Netz zum Zeigen hochhalten.
Die beiden hoffen, dass sie heute viele Fische fangen werden. Sie werfen das Netz in den See.
Netz an den Bootsrand hängen. Es liegt zugleich auf dem Bodentuch.
Sie machen das Netz gut fest, damit es nicht wegschwimmt. Jetzt müssen sie warten. Vielleicht schwimmen ja bald die ersten Fische in ihr Fischernetz.
Wer mag, bekommt einen Fisch in die Hand und legt ihn ins Netz.
„Oh, schau mal!“, Andreas zeigt Simon das Netz. Ich kann schon ein paar Fische im Netz sehen. „Ich sehe noch jemand anderen“, antwortet Simon.
Jesusfigur aus dem Geschenk holen und in einiger Entfernung vom Schiff auf das Bodentuch stellen.
„Wen kannst du denn im Netz sehen?“, Andreas wundert sich. „Da, sieh mal zum Strand, der Mann, der dort steht, das ist Jesus.“ Andreas legt seine Hände über den Augen zusammen, damit er besser sehen kann. Die Sonne blendet und er kneift seine Augen etwas zusammen. Gerade so viel, dass er gut sehen kann. „Ja, ich sehe Jesus auch. Er steht da ganz allein. Ob er einen Spaziergang am Strand macht?“ „Sieh mal: Winkt Jesus uns zu?“ Simon nimmt seine Arme hoch und winkt Jesus zu. Andreas sieht jetzt auch, dass Jesus winkt. Er winkt gleich zurück.
Alle drei Figuren winken lassen.
„Sollen wir zum Ufer zurück? Wir könnten mit Jesus reden.“ Andreas weiß nicht so richtig, ob sie zu Jesus an das Ufer rudern sollen. Sie haben noch nicht genügend Fische im Netz. Aber wer weiß, wann sie Jesus mal wieder treffen werden. Fische können sie immer noch fangen.
Simon findet die Idee gut, mit dem Boot zu Jesus zu rudern. Sie ziehen das Netz ein.
Netz in das Boot legen.
Beide legen sich mächtig ins Zeug, um schnell zu Jesus zu kommen. Jesus steht am Strand und wartet. „Die zwei Fischer haben mein Winken richtig verstanden“, freut er sich, „ich habe gehofft, dass sie zu mir kommen.“ Jesus lacht und winkt weiterhin.
Boot in die Nähe der Jesusfigur stellen. Simon und Andreas stehen vor Jesus.
Schnell sind die zwei Fischer aus dem Boot geklettert und fragen Jesus: „Haben wir dein Winken richtig verstanden? Sollten wir zu dir kommen?“ Jesus nickt: „Ja, ich habe euch gesucht. Gut, dass ihr mich gesehen habt und zu mir gekommen seid. Ich kenne euch schon eine ganze Weile. Ich mag euch gern. Wollt ihr mit mir zusammen durch das Land ziehen und den Menschen von Gott erzählen? Ich brauche Freunde, die mit mir kommen. Die gute Nachricht, dass Gott alle Menschen liebhat, soll überall erzählt werden. Ich kann das nicht allein. Helft ihr mir dabei? Ich weiß, euer Beruf ist Fischer. Wenn ihr mit mir kommt, dann bekommt ihr einen neuen Beruf. Aus euch Fischern mache ich Menschenfischer. Wir wollen Menschen um uns sammeln und so leben, wie es Gott gefällt. Kommt ihr mit mir mit?“
Simon und Andreas sind sprachlos. „Jesus, dass du uns das fragst“, staunt Andreas. Simon sprudelt über: „Das ist ja toll, klar kommen wir mit dir mit. Wenn du uns brauchst, sagen wir doch nicht nein. Aber erst müssen wir das Boot in Ordnung bringen, alles aufräumen und zu Hause Bescheid sagen.“ Andreas will nicht einfach so loslaufen. „Na klar“, nickt Jesus, „packt euch ein paar Sachen in die Tasche“. „Wir beeilen uns“, verspricht Simon und dann laufen die Zwei los, um alles fertig zu machen.
Andreas und Simon vom Bodentuch nehmen.
Jesus wartet geduldig. Er plantscht mit seinen Füßen im seichten Wasser und denkt nach: „Das ist schön, dass ich zwei Freunde gefunden habe, die mich begleiten. Simon und Andreas sind die ersten, die ich gefragt habe. Aber wir werden bestimmt noch mehr Leute finden, die mit uns kommen.“
Mit einer großen Umhängetasche kommen Simon und Andreas zu Jesus gelaufen.
Andreas und Simon nehmen Jesus in ihre Mitte. Beide haben eine Tasche umgehängt.
„Wir haben alles dabei. Von uns aus können wir losgehen. Ach Jesus, wir sind ganz aufgeregt. Wir werden bestimmt viel erleben. Es ist toll, dein Freund zu sein. Aber wir müssen noch viel von dir lernen. Anderen Menschen von Gott zu erzählen, ist gar nicht so leicht.“ Jesus legt seinen beiden Freunden einen Arm um die Schulter. „Wichtig ist doch, dass wir zusammen sind. Wir lernen voneinander. Ihr von mir und ich von euch. Und das Beste ist: Gott ist dabei. Für ihn sind wir unterwegs. Kommt, wir gehen hier lang.“ Jesus, Simon und Andreas gehen am Strand entlang. Ihre Fußspuren sind im Sand zu sehen.
Vorgehensweise
Stuhlkreis, in der Mitte steht das Geschenk. Lied: „Ich bin da“ Das Geschenk wird geöffnet. Einige Kinder helfen dabei. Das blaue Bodentuch, die Kerze und die Streichhölzer werden herausgeholt. Das Geschenk (die Figuren und die Fische verbleiben noch in der Box) wird beiseite gestellt. Das Bodentuch wird ausgebreitet, darauf die Kerze gestellt und angezündet. Lied: „Sind zwei, sind drei“ Die Geschichte wird erzählt. Lied: „Hambani kahle“ (Gehn wir in Frieden) Gebet Segenskreis Lied: „Halte zu mir guter Gott“ Zur Vertiefung: Kreative Gestaltung eines Fischernetzes und / oder Spiele |
Bausteine
Liedvorschläge
Die vorgeschlagen Lieder stammen aus: Das Liederheft Kirche mit Kindern 1 (LH), herausgegeben vom Michaeliskloster Hildesheim. Evangelisches Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. 10. Auflage 2017.
Ich bin da, Text und Melodie Hanni Neubauer, LH 9
Sind zwei, sind drei, Text nach Matthäus 18,20, dt. Dieter Trautwein, Musik Bayiga Bayiga, LH 15
Hambani kahle (Gehn wir in Frieden), Musik aus Afrika (Zulu), Deutscher Text und Satz Heinz Lemmermann, LH 54
Halte zu mir, guter Gott, Text Rolf Krenzer Erben, Musik Ludger Edelkötter, LH 82
Gebet
Lieber Gott,
wir bitten dich, sei du immer bei uns.
Begleite uns auf all unseren Wegen.
Behüte uns und alle, die wir liebhaben.
Amen.
Vertiefung: Kreative Gestaltung eines Fischernetzes
Auf ein großes blaues Blatt mit Wollfäden ein Netz aufkleben. Fische ausschneiden und anmalen und in das Netz kleben.
Vertiefung: Spiele
• Fische angeln
• Ich packe meinen Koffer (Tasche) und nehme mit. (Dabei kann die Tasche der Erzählfigurenjünger herumgereicht werden.)
• Manche Kinder essen gerne „Fischlis“. Der „Fang“ kann unter den Kindern aufgeteilt werden.
Vorbereitung
MATERIAL Zur Geschichte: Geschenkbox mit • drei Erzählfiguren • einem blauen Bodentuch • einem Boot (evtl. aus einem braunen Tuch in Form eines Schiffes gelegt) • einem Netz • Fischen Zur Vertiefung: • Blauer Tonkarton • Wollfäden • Schere • Klebstoff • Fische zum Ausschneiden und Anmalen • Malstifte • Fischlis |
Auslegung des Bibeltextes
Der Erzählvorschlag hat die biblische Geschichte “Die ersten Jünger” (Matthäus 4,18-20) zur Grundlage. Der Bibeltext ist in der Übersetzung der Basisbibel verlinkt und kann auch online gelesen werden.
Was der Evangelist Matthäus in nur wenigen Worten skizziert, ist für die vier jungen Männer, die Brüder Simon Petrus und Andreas bzw. Jakobus und Johannes, ein großer Schritt in eine ungewisse Zukunft. Als Jesus sie anspricht, verlassen sie ohne zu zögern Netze, Boot und Vater – ein radikaler Abschied von Vertrautem. Die Fischerei, mit der sie bis dahin ihren Lebensunterhalt bestritten haben, geben sie weitgehend auf. Fortan werden sie vor allem von dem leben, was andere mit ihnen teilen. Petrus ist der Beiname des Simon und bedeutet in der griechischen Übersetzung „Fels“.
Vor der Berufung der ersten Jünger ruft Jesus angesichts des nahe herbeigekommenen Reiches Gottes, bei Matthäus als „Himmelreich“ bezeichnet, zur Umkehr, zum Umdenken auf. Als zukünftige „Menschenfischer“ sollen die Vier am Bau dieser neuen Welt, dem Reich Gottes, mitwirken. Was das bedeutet, lebt Jesus ihnen selbst vor.
Auch die Gemeinde, die Matthäus mit seinem Evangelium anspricht, ist in diese radikale Form der Nachfolge Jesu einbezogen, die ein Verlassen des leiblichen Vaters zugunsten des himmlischen Vaters einschließt.
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Quellennachweise
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International Lizenz
Texte und Fotos: Annegret Kopkow in: Geschichtenzeit. Eine Arbeitshilfe zum Kirchenjahr für Kindergarten, Hort und Schulkindbetreuung, herausgegeben vom Arbeitsbereich Kindertageseinrichtungen und Fachbereich “Kirche mit Kindern” im Arbeitsbereich Kinder- und Jugendarbeit der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig. RELImentar bedankt sich für die freundliche Abdruckgenehmigung. von Sebastian Klee