Was der Baum des Zachäus erzählt.
Kurzbeschreibung
Ein Baum erzählt eine Glaubensgeschichte – der Baum des Zachäus. Ein Entwurf nach einer Idee von Dr. David Toaspern
Die Erzählung
Der Baum des Zachäus. Erzählung aus der Perspektive des Maulbeerbaumes
„Ich bin ein Maulbeerfeigenbaum. In der Stadt Jericho stehe ich direkt an der Hauptstraße. Ich bin noch kein so großer Baum, aber meine Äste ragen längst schon über die Häuser hinweg. Ich habe große grüne Blätter. Wie Finger einer Hand strecken sie sich an den Zweigspitzen aus. Mein Stamm ist schon kräftig und hat dicke Zweige. Wenn meine leckeren Früchte reif sind, steigen die Kinder von Jericho oft auf mich hoch und naschen sich dick und rund. Jetzt ist aber keiner Fruchtzeit und niemand steigt an mir hoch…
Immer, wenn Zachäus jetzt bei mir vorbeikommt, bleibt er stehen. Er streicht über meinen Stamm und sagt: „Du hast mir ein Versteck gegeben, in dem meine Seele gefunden wurde. Danke.“ Seine Freunde, die ihn begleiten, sagen dann lachend: „Du bist ein richtiger Baummann, auch wenn dein Maulbeerbaum viel größer ist als du.“
Und das kam so: Eines Tages stand ich im schönsten Sonnenschein. Es war ein schöner Tag. Der Wind streichelte mich, und meine Blätter raschelten. Doch plötzlich spürte ich im Boden eine ganz sachte Erschütterung (mit den Füßen leicht aufstampfen). Da waren viele Menschen unterwegs. Ich sah sie nicht. Ich hörte sie nicht. Ich spürte sie nur.
Die Erschütterung wurde stärker (etwas stärker mit den Füßen stampfen). Die Menschen kamen auf mich zu. Es waren viele Menschen, eine große Gruppe. Ich hörte schon die vielen Stimmen. Sie redeten miteinander. Fröhlich, ein bisschen aufgeregt. Und ja: Da war eine Staubwolke zu sehen. Das mussten sie sein.
Immer näher kam die Gruppe. Die Geräusche wurden lauter, jetzt waren auch die Menschen zu sehen. Und die Erschütterungen waren nun stark und deutlich zu spüren (stark mit den Füßen aufstampfen).
Doch was war das? Da kletterte einer an mir hoch! Es war doch gar keine Fruchtzeit. Und nein: Das war auch kein Kind. Das war ein Mann, auch wenn er nicht besonders groß war. Und dem Mann ging es nicht gut. Er hatte Angst. Und ein schlechtes Gewissen. Das habe ich ganz deutlich gespürt.
Er kletterte den Stamm hoch und setzte sich in eine der oberen Astgabeln. Dort saß er und wartete. Er saß still. Wollte er nicht entdeckt werden? Meine Blätter sind dicht, sie können viel verbergen. Auch einen ganzen Menschen.
Er wartete.
Die Gruppe, die die Straße heraufkam, war schon ganz nahe. Da lief einer in ihrer Mitte. Der war wie die anderen, aber doch anders. Und der, der eine, der blieb stehen. Direkt bei mir.
Er schaute hinauf. Und der kleine Mann, der auf meiner Astgabel saß, rührte sich nicht. Er war wirklich gut versteckt. Aber der andere, der sah ihn. Irgendwie. Er sagte: „Zachäus, komm herunter. Ich will heute bei Dir in Deinem Haus zu Gast sein.“ Und Zachäus stieg an meinem Stamm herunter.
Ich spürte etwas anderes bei ihm: nicht mehr so viel Angst und schlechtes Gewissen. Es war etwas ähnliches wie Freude.
Dann gingen sie alle weiter. Die Stimmen wurden leiser, die Erschütterungen nahmen ab (leichtes Fußstampfen).
Seit diesem Tag kommt Zachäus immer wieder zu mir, bleibt stehen, streicht über meinen Stamm und sagt: „Du hast mir ein Versteck gegeben, in dem meine Seele gefunden wurde. Danke.“
Agnes Bost, Juli 2023, nach einer Idee von David Toaspern
Bausteine
Die Erzählung zum Audrucken
Die Erzählung
Die Erzählung zum Audrucken
Erleben eines Baumes mit verschiedenen Sinnen
Abschlussmeditation mit Bewegungen
Quellennachweise
- Fotos von ulleo bei Pixabay.com Lizenz: PD