Es ist genug für alle da – Alle werden satt

Qualitätsmerkmale:

✅️ Freiwilligkeit

Die Handlungsanregungen sind sprachlich eindeutig als freiwillig gekennzeichnet.

✅️ Haltung

Der Einsatz des Materials fördert eine Haltung der Wertschätzung und des Respekts gegenüber anderen Menschen und der Welt.

✅️ Ermutigung

Es wird erkennbar eine angstfreie Begegnungs- und Lernsituation angestrebt.

✅️ Anregen zum Fragen

Durch den Einsatz des Materials und die beschriebenen Aktivitäten werden Gelegenheiten und Freiräume eröffnet, (religiöse) Fragen zu formulieren und individuelle sowie geteilte Antwortversuche zu erproben.

  Stärkung

Der Einsatz des Materials fördert eine individuelle Stärkung der Kinder.

  Selbstbildung

Die im Material beschriebenen Aktivitäten und Prozesse fördern das aktive Lernen bzw. eine aktive (Selbst-)Bildung.

  Vielfaltsbewusstsein

Der Einsatz des Materials fördert den Umgang mit unterschiedlichen Wertesystemen, Weltanschauungen oder Familienreligionen.

  Religiöse und kulturelle Orientierung

Der Einsatz des Materials fördert eine Orientierung in der christlichen (Symbole, Zeiten, Feste, Lebenssituationen) Prägung der Kultur.

  Regionaler Bezug

In den Ausführungen wird ein Bezug zum (regionalen) Orientierungsplan/Bildungsplan hergestellt.

✅️ OER

Das Material erfüllt OER-Standards.

Kurzbeschreibung

SATT sein, nicht nur ein Gefühl eines vollen Bauches, satt an Abenteuern, satt an Liebe und Zuwendung, satt an Vertrauen…

Eine Erzählung für Krippenkinder.

Die Erzählung

Ich möchte euch nun eine neue Geschichte von Jesus erzählen. Sie steht, wie alle Geschichten von Jesus, in der Bibel.

Heute ist ein Tag, wenige Tage vor einem großen Fest. Jesus ist in einer Stadt vielen Menschen begegnet. “Nun bin ich müde und will mich ausruhen.”

“Dafür brauche ich einen ruhigen Platz, hier ist es viel zu laut und zu voll.”

Er steigt in ein kleines Boot und macht sich mit seinen Freunden, den Jüngern, auf den Weg an das andere Ufer des Sees.

“Da sind keine Häuser und Menschen, das ist ein guter Ort”, denkt Jesus.

Doch es gibt auch Menschen die Jesus noch nicht begegnet sind und die ihn unbedingt treffen wollen.

Diese fragen herum :” Habt ihr Jesus gesehen ?

“Ja, er ist mit dem Boot hinaus, über den See”, sagt einer, der alles genau beobachtet hat. “Dann müsst ihr euch aber schnell auf den Weg machen!”

“Wir haben aber kein Boot”, ruft einer aufgebracht. “Das macht nichts, auch wenn der Weg weit ist, wir laufen um den See herum”, tröstet ein anderer ihn.

“Kommt alle mit!” Und alle laufen los, Kleine und Große.

Als Jesus am anderen Ufer ankommt, warten dort viele kleine und große Menschen auf ihn.

Eigentlich will Jesus sich ausruhen, doch als er die vielen Menschen sieht, da kümmert er sich um sie.

Er heilt die Kranken, tröstet die Traurigen und erzählt allen von Gottes großer Liebe.

Als es Abend wird, kommen die Freunde zu Jesus. “Du solltest nun Schluss machen, es wird bald dunkel”, sagt einer. Ein anderer meint: “Wir haben Hunger und die Menschen hier auch! Hier gibt es nicht genug für alle! Schicke die Menschen nach Hause!”

Jesus sagt: “Nun schaut euch erst einmal um. Und was ihr findet, bringt ihr zu mir.”

Die Freunde gehen auf die Suche und bringen Jesus zwei Fische und etwas Brot. “Schau, Jesus, das ist alles, was wir finden konnten.” “Das ist zu wenig!” “Das, was wir hier im Korb haben, reicht nicht, davon werden nicht alle satt!”

“Schicke die Menschen nach Hause!”

Doch Jesus ruft: “Kommt alle her und setzt euch. Wir wollen gemeinsam Abendessen.” Jeder findet einen gemütlichen Platz im Kreis.

Nun nimmt Jesus das Brot und den Fisch, schaut zum Himmel, dankt Gott und gibt es weiter. Jeder im Kreis bricht sich ein Stück ab und reicht es an den Nächsten weiter. Das dauert… “Für uns bleibt sicher nichts übrig”, sagt einer der Freunde, “schau doch nur, wie viele Menschen da noch vor uns dran sind!”

Doch dann waren auch sie an der Reihe und rufen erfreut: “Auch wir bekommen noch etwas Brot und Fisch!” ” Alle sind satt geworden, wie ist das möglich?” “Und von dem Wenigen ist sogar noch etwas übrig.”

Jesus freut sich.

Die Freunde staunen, Jesus ist toll, Jesus ist ganz besonders. Doch Jesus will gar nicht besonders sein. Er ist doch einer von ihnen. Wie ein Bruder oder ein Freund.

Er klettert nun auf einen nahen Berg und spricht mit Gott. Jetzt kann er sich ausruhen.

Bilder

Vorbereitung

Ein guter Erzählort mit Ruhe, bei uns ist es der Kirchraum.

Material: Symbole für: > eine Stadt > einen See > ein Boot > Ufer und Berge > Menschen inclusive Jesus > Fische> Brote

Ich habe mich für Menschen in Form großer bunter Perlen entschieden, um die Tür zu den Glaubensperlen ein kleines bisschen zu öffnen. Aber auch andere Symbole wie Kegel, Bausteine, etc. sind natürlich denkbar.

Religionspäd. Überlegungen

In der Erzählung dieser Wundergeschichte geht es vordergründig um die Stillung des Hungers. Ein Grundbedürfnis eines Jeden und wenn wir teilen, ist genug für alle da. Viel weiter trägt noch die Ebene, dass Jesus für alle da ist, die Bedürfnisse der Menschen sieht. Sich jedem zuwendet und jedem Einzelnen das zukommen lässt, was er braucht. Darüber hinaus zeigt die Geschichte symbolisch auf, dass für alle gesorgt ist.

Miteinander teilen, gemeinsam aus dem Überfluss schöpfen zu können, satt zu werden.
Wir können darauf vertrauen.

Auch zeigt Jesus in dieser Geschichte, dass er uns auf Augenhöhe begegnet und es nicht richtig ist, wenn sich jemand über andere stellt.

Kinderfahrung

In vielfältigen Formen im Zusammenleben mit Menschen erlebe ich immer wieder (in unterschiedlichen Varianten) die Sorge, jemand könnte leer ausgehen, bekommt nicht genug oder muss darum kämpfen, trotz all des Überflusses. Auch in der Kita /Krippe ist die spürbar und sichtbar. Da gibt es vermeintliche Konkurrenten, Geschwister, Menschen die das Gleiche brauchen und wollen. Die Kinder erleben teilen zu dürfen und teilen zu müssen, sowohl in der Geschwistersituation als auch im Alltagsleben der Gruppe.

Gerade am Ende der Eingewöhnungszeit ist es wichtig, nochmal genau hinzusehen, was jedes einzelne Kind braucht. Nicht nur die gerade angekommenen Kinder, sondern auch die, die schon ein Jahr in der Kita sind!

Wahrzunehmen, ob jedes Kind das Vertrauen in sich und uns gefunden hat, damit es sich auf den Weg in das tägliche Abenteuer machen kann. Was braucht das ein oder andere Gruppenmitglied noch? Wo fehlt es an Sicherheit und Vertrauen, an welcher Stelle ist es nicht satt?

Rückblick

Ich habe die Geschichte mit meiner Krippengruppe gestalten und erleben dürfen, mit Kindern im Alter von 1 – 3 Jahren.

Die Kinder saßen im Halbkreis um das Bodenbild. Während der Erzählung war es ganz still geworden, die Kinder verfolgten jede meiner Bewegungen im Bodenbild und hörten aufmerksam zu. Ich konnte die Neugier und Spannung förmlich spüren.

Da wir im Anschluss direkt in der Kirche ein Agapemahl gemacht haben und Brot gebrochen haben und Käse und Gemüse in Fischform miteinander genossen haben, war auch die Verbindung zum Grundbedürfnis “satt sein” hergestellt.

Das Material, vor allem die großen Perlen, die die Menschen symbolisierten, wurden im Anschluss befühlt und bespielt. Das Boot wurde mit allen vollgeladen … alle dürfen mit…

Das Gefühl der Gemeinschaft war für mich deutlich sichtbar.

Auch in den Tagen danach war es immer wieder Thema. Der Satz, “es ist genug für alle da”, wurde ein tägliches Wort der Sicherheit. Das Gefühl der Gemeinschaft war spürbar, auch (er)lebten wir gerade beim Essen die Dankbarkeit intensiver.

Vorgehensweise

Die Kinder werden bereits im Morgenkreis orientiert, dass heute für alle die mögen, eine Geschichte in der Kirche wartet.

(Meist nutzen wir den Zeitraum zwischen 11.00 und 11.30 Uhr, um den Kindern vorher Raum zu geben, ihr Bewegungsbedürfnis auszuleben.)

Wir treffen uns dann in einem vorbereiteten Kreis und begrüßen uns mit einen Lied und zünden eine Kerze an. So ist symbolisch Jesus immer bei uns.

Dann erzähle ich die Geschichte.

Wir beenden die Geschichtenzeit gemeinsam mit einem Lied.

Nun bleibt Zeit, den Kindern das Material zum eigenen Spiel zur Verfügung zu stellen, gemeinsam zu theologisieren.

Oder, wenn eine Erweiterung erwünscht ist, kann man ein Agapemahl anschließen.

Bei den Kleineren mit Picknickdecke und vorbereitet, bei den Größeren ist auch die Option denkbar: “Ich habe nur ein wenig Brot. Schaut doch mal, was ihr noch findet.” Es könnte im Kirchraum noch anderes zu finden sein.

Da die Perlen bereits in der Geschichte eine Symbolkraft entwickeln, ist es auch möglich, in das Thema der Glaubensperlen tiefer einzusteigen.

Quellennachweise

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