Der zwölfjährige Jesus im Tempel
Kurzbeschreibung
Ein Erzähl- und Gestaltungsvorschlag zur Geschichte “Der zwölfjährige Jesus im Tempel” (Lukas 2,41-52).
Der Erzählvorschlag stammt aus der Arbeitshilfe “Geschichtenzeit”. Eine Arbeitshilfe zum Kirchenjahr für Kindergarten, Hort und Schulkindbetreuung, herausgegeben vom Arbeitsbereich Kindertageseinrichtungen und Fachbereich “Kirche mit Kindern” im Arbeitsbereich Kinder- und Jugendarbeit der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig.
Die Erzählung
Das hier sind Maria und Josef.
Figuren auf das Bodentuch stellen.
Ihr kennt Maria und Josef. Wisst ihr noch von welcher Geschichte?
Mit den Kindern ein kurzes Gespräch über die Geschichte von der Geburt führen.
In unserer Geschichte von heute war Jesus schon lange kein Baby mehr. Er war ein großer Junge von 12 Jahren. Aber Jesus war gerade nicht bei Maria und Josef. Die beiden waren allein unterwegs. Sie kamen aus der großen Stadt Jerusalem und wollten nach Hause. In welchem Ort wohnte die Familie? Wer weiß das von euch?
Kinder antworten lassen.
Ja, richtig in Nazareth. Mag jemand von euch den weiten Weg von Jerusalem nach Nazareth mit den Steinen legen?
Den Weg mit Steinen legen.
Maria und Josef waren unterwegs.
Beide gehen auf den Steinen.
So ein langer Weg. Sie hatten keinen Esel, der Maria tragen konnte. Ihre Füße taten schon weh. Aber noch viel schlimmer war, dass Maria nicht wusste, wo Jesus steckt. Sie schaute Josef an und fragte ihn: „Josef, sag mal, hast du Jesus gesehen? Als wir in Jerusalem aufbrachen, war so ein Durcheinander, dass ich unseren Sohn gar nicht mehr gesehen habe.“ Josef lächelte seine Frau an: „Du und deine Sorgen! Er wird mit den Kindern aus der Nachbarschaft unterwegs sein. Wahrscheinlich wollen sie die Ersten sein.“ „Aber gesehen hast du ihn nicht?“ „Ach Maria, Jesus ist doch kein kleines Kind mehr. Er ist zwölf. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Der Junge kennt den Weg nach Hause.“ Maria war nicht überzeugt: „Ich bin mir da nicht so sicher…“ Josef war sorglos: „Lass dem Jungen mal ein bisschen Freiheit. Er will nicht immer an deinem Rockzipfel hängen. Wenn er Hunger hat, wird er sich schon auf die Suche nach uns machen.“ Maria seufzte: „Ich sag ja schon nichts mehr.“
Auf dem weiteren Weg hing Maria ihren Gedanken nach. Die Festtage in Jerusalem waren schön gewesen. Das Passafest in Jerusalem zu feiern, war etwas Besonderes. Und in diesem Jahr war Jesus auch alt genug, um daran teilzunehmen. Er hatte lange darauf gewartet, endlich nach Jerusalem zum Passafest mitgehen zu dürfen. Wie beeindruckt Jesus von dem großen Tempel in Jerusalem war. Doch er hatte sich schnell zurechtgefunden. Die Lieder, die im Gottesdienst gesungen wurden, hatte er schnell gelernt. Darüber hatten sich die Eltern gefreut.
Viele Menschen waren unterwegs. Immer wieder trafen Maria und Josef Leute, die sie kannten. Mal ging man ein Stück des Weges gemeinsam, mal blieb man zum Erzählen stehen. Nur ihren Sohn trafen sie nicht. Jetzt machte sich auch Josef Sorgen.
Zwei Figuren neben Maria und Josef stellen. Die beiden fragen die anderen.
Immer wieder fragte er: „Hast du unseren Sohn Jesus gesehen?“ Aber wen er auch fragte: keiner hatte Jesus gesehen. Josef wurde richtig ärgerlich: „Jesus kann was erleben, wenn wir ihn finden. Er muss doch wissen, dass wir uns Sorgen machen.“ Maria fing an zu weinen: „Und wenn ihm etwas Schlimmes zugestoßen ist?“ „Ach Maria, es sind so viele Leute unterwegs, die immer ein Auge auf die Kinder haben. Es wird schon nichts passiert sein. Wenn Jesus bei Anbruch der Dunkelheit noch nicht aufgetaucht ist, müssen wir ihn suchen gehen.“
Die nächsten drei Tage waren schlimme Tage für Maria und Josef. Überall suchten sie Jesus. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Keiner hatte ihn gesehen. Wo sie auch suchten, sie fanden ihn nicht. Inzwischen waren sie wieder in Jerusalem. Aber auch dort hatte keiner ihren Sohn gesehen. Sie wussten einfach nicht mehr, was sie jetzt machen sollten. Mit rot geweinten Augen sagte Maria zu Josef: „Komm, lass uns in den Tempel gehen. Wir wollen dort beten. Wir bitten Gott, dass wir Jesus finden und er gesund und munter ist.“ Josef nickte und nahm Maria in den Arm. Mit hängenden Köpfen gingen sie den Berg zum Tempel hoch. Verzweifelt, traurig und schweigend gingen sie in den Hof des Tempels.
Gelbes Tuch auf das Bodentuch legen. Darauf in Sitzhaltung einige Schriftgelehrte und Jesus setzen.
Sie trauten ihren Augen nicht. Da saß ihr Sohn. Da saß Jesus. Mitten unter den Schriftgelehrten, den weisen Männern. Überall lagen Schriftrollen. Daraus lasen die Gelehrten und redeten mit Jesus über die aufgeschriebenen Texte. Jesus hatte rote Wangen und war eifrig mit den Männern ins Gespräch vertieft. Die Schriftgelehrten nahmen Jesus ernst. Als wenn er ein erwachsener Mann wäre. Das konnte man deutlich erkennen. Maria und Josef kam es vor, als wenn ihr Junge auch ein Schriftgelehrter war. Sie liefen zu Jesus.
Maria und Josef zu Jesus stellen.
Maria ruckelte Jesus an der Schulter. Ärgerlich stellte sie ihn zur Rede: „Jesus, wir haben uns solche Sorgen gemacht. Drei Tage lang haben wir dich verzweifelt gesucht. Weißt du, was für eine Angst wir hatten? Du sitzt hier in aller Ruhe und tust, als wenn gar nichts passiert wäre!“ Jesus schaute seine Eltern verwundert an. „Warum habt ihr mich denn gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ Maria und Josef waren sprachlos. Verständnislos sahen sie Jesus an. Sie schüttelten den Kopf. Obwohl ihre Münder offenstanden, fanden sie keine Worte. Josef zuckte mit den Schultern: „Ich verstehe überhaupt nichts mehr.“ Maria sah Josef mit großen Augen an: „Was sagt Jesus da? Im Haus seines Vaters? Was meint er damit?“
Die Geschichte endet mit dieser Frage. Vielleicht finden die Kinder eine Antwort?
Vorgehensweise
Die Kinder sitzen im Stuhlkreis, in der Mitte steht ein Geschenk. Lied: “Halte zu mir, guter Gott” Das Geschenk wird geöffnet. Ein grünes Bodentuch, eine Kerze und Streichhölzer werden herausgeholt. Das Geschenk wird an die Seite gestellt. Das Bodentuch wird ausgebreitet, darauf die Kerze gestellt und angezündet. Das Geschenk wird wiedergeholt und ein Kind darf die Mariafigur herausholen und auf das Bodentuch stellen. Lied: “Du, Gott, stützt mich” Die Geschichte wird erzählt. Lied: “Da berühren sich Himmel und Erde” Gebet Segenskreis Lied: “Du, Gott, kennst meine Wege” Zur Vertiefung: Kreative Gestaltung eines Sandbilds und / oder Spiele |
Bausteine
Liedvorschläge
Die vorgeschlagen Lieder stammen aus: Das Liederheft Kirche mit Kindern 1 (LH), herausgegeben vom Michaeliskloster Hildesheim. Evangelisches Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. 10. Auflage 2017.
Halte zu mir, guter Gott, Text Rolf Krenzer Erben, Musik Ludger Edelkötter, LH 82.
Du, Gott, stützt mich, Text und Musik Dorothea Schönhals-Schlaudt, LH 66.
Da berühren sich Himmel und Erde, Text Thomas Laubach, Musik Christoph Lehmann, LH 27.
Du, Gott, kennst meine Wege, Text und Musik Bernd Schlaudt, LH 81.
Gebet
Lieber Gott,
behüte uns auf all unseren Wegen.
Wo wir auch sind,
zu Hause oder woanders,
sei bei uns.
Amen.
Vertiefung: Kreative Gestaltung eines Sandbilds
Sandbild „Weg“. Mitten auf ein Blatt einen doppelseitigen Klebestreifen kleben. Der Rest des Bildes kann angemalt werden. Die obere Seite der Schutzfolie wird abgezogen und mit Sand bestreut. Ratsam ist, zunächst zu malen und dann erst mit Sand den Weg zu streuen.
Vertiefung: Spiele
Verstecken spielen. Ein Kind spielt Jesus, die anderen Kinder suchen ihn.
Mein rechter Platz ist frei. Die Schriftgelehrten sitzen im Kreis und wünschen sich ein Kind als „Jesus“ herbei.
Vorbereitung
MATERIAL Zur Geschichte: Geschenkbox mit einem braunen Bodentuch, einer Kerze und Streichhölzern, Steinen und einem gelben Tuch. Erzählfiguren: Maria, Josef, 2 Menschen, 3 Schriftgelehrte, Jesus Zur Vertiefung: Papier Doppelseitiges Klebeband Malstifte Sand |
Auslegung des Bibeltextes
Der Erzählvorschlag hat die biblische Geschichte “Der zwölfjährige Jesus im Tempel” (Lukas 2,41-52) zur Grundlage. Der Bibeltext ist in der Übersetzung der Basisbibel verlinkt und kann auch online gelesen werden.
Die Geschichte „Der zwölfjährige Jesus“ ist die einzige Begebenheit aus der Jugendzeit Jesu, die in der Bibel beschrieben wird. Sie beantwortet die Frage, zu wem Jesus gehört. Vers 52 hebt wie schon der diesem Abschnitt vorangehende Vers 40 zum einen die Weisheit des jungen Jesus, zum anderen seine durch Gnade geprägte besondere Beziehung zu Gott hervor.
Als Jesus lebte, war Jerusalem für die Menschen aufgrund des Tempels die wichtigste Stadt zum Beten. Jedes Jahr gingen Josef und Maria mit vielen anderen als fromme Juden den ca. 150 km langen Weg von Nazareth hinauf nach Jerusalem zum Passafest, um dort zu beten.
Der zwölfjährige Jesus pilgert erstmalig mit seinen Eltern mit. Nach den Festtagen machen sich seine Eltern mit ihrer Pilgergruppe wieder auf den Heimweg. Jesus bleibt in Jerusalem zurück, ohne dass seine Eltern es merken, da sie ihn irgendwo in der Pilgergruppe vermuten. Erst nach einer Tagesreise vermissen und suchen sie ihn. Nach drei Tagen schließlich finden sie ihn im Tempel, wo er mitten unter den Schriftgelehrten sitzt, ihnen zuhört, Fragen stellt und alle mit seinem Verständnis in Erstaunen versetzt. Auf die Frage seiner Mutter, warum er seinen Eltern das antut, macht Jesus deutlich, dass er bei seinem himmlischen Vater sein müsse. Jesus spricht hier zum ersten Mal davon, dass er das, was er tut, tun „muss“, weil er sein Leben mit allem, was dazu gehört, seinem himmlischen Vater anvertraut und unter dessen Segen stellt. Allerdings verstehen das seine Eltern zu diesem Zeitpunkt nicht. Sie gehen mit Jesus nach Nazareth zurück.
/
Quellennachweise
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International Lizenz
Texte und Fotos: Annegret Kopkow in: Geschichtenzeit. Eine Arbeitshilfe zum Kirchenjahr für Kindergarten, Hort und Schulkindbetreuung, herausgegeben vom Arbeitsbereich Kindertageseinrichtungen und Fachbereich “Kirche mit Kindern” im Arbeitsbereich Kinder- und Jugendarbeit der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig. RELImentar bedankt sich für die freundliche Abdruckgenehmigung. von Sebastian Klee- Der zwölfjährige Jesus im Tempel von Sebastian Klee